14 Starke Seiten 4, Schulbuch (ISBN: 978-3-209-11191-3) Texte wirken lassen: Der Sonne entgegen Lies den Text. Die müden Beine rufen nach einer Pause. Der ganze Körper bittet um einen Moment Ruhe. Doch noch ist es nicht soweit. Die Zeit läuft. Papa geht voran. Nur noch wenige Meter und dann sind wir endlich am Ziel. Der Rucksack drückt sich schwer an meinen schweißnassen Rücken. Aber ich will weiter, endlich da sein. Papa ist schon fast beim Gipfelkreuz. Nur noch dem schmalen Pfad folgen und dann ist es geschafft. Die letzten paar Meter über den Felsen. Als ich dort ankomme, schaue ich mich noch einmal um: Die Natur liegt verschlafen um uns. Es ist ruhig, fast ein bisschen unheimlich. Ich setzte mich auf die vorbereitete Picknickdecke und nehme die Stirnlampe ab. Papa sitzt auch schon da. Den warmen Tee aus der Thermoskanne hat er in zwei Tassen gefüllt. Die Brote liegen bereit. Es ist kurz vor halb sechs Uhr morgens. Und während ich meine Jacke fester um mich ziehe und Papa mir aufmunternd zulächelt passiert es: Die Sonne erhebt sich und kämpft gegen die Dunkelheit an. Mit ihren wärmenden Strahlen umschmeichelt sie mein Gesicht. Ich mache die Augen zu. Die blendende Schönheit raubt mir immer wieder von Neuem den Atem. Jetzt sehen wir sie, die Gipfel der umliegenden Berge. Eben noch furchteinflößend und bedrohlich gewesen, schimmern sie nun sanft im Licht der aufgehenden Sonne. Jedes Jahr dasselbe Ritual. Nur Papa und ich. Seit ein paar Jahren machen wir das nun schon so. Immer am ersten Ferienwochenende, lange bevor die Touristen den Berg erwandern, machen wir uns mitten in der Nacht auf und besteigen unseren Hausberg. Da sind es nur wir zwei. Und während in den Tälern noch Nebel und Wolkenballen herumkriechen, ist es hier schon klar und ruhig und still. Sonst ist keiner da. Wie schön es ist! Wie unglaublich schön. Ich beiße in mein Brot. Ich bin so hungrig, merke ich jetzt. Papa klopft mir auf die Schulter. So schnell wie dieses Jahr waren wir noch nie oben. Ich lache und nicke. Dann nehme ich mein Handy und mache ein Foto vom Sonnenaufgang. Schnell poste ich es und strecke mich dann auf der Decke aus, die von der Sonne schon warm ist. Der Sommer kann beginnen. Patricia Bulling Finde eine passende Überschrift für den Text. Lies den Text noch einmal aufmerksam durch und markiere alle Personifizierungen. Schreibe sie auf. die müden Beine … Beantworte die Fragen zum Text. Worum geht es in dem Text? Welches Ritual haben Vater und Tochter? Wann findet dieses Ritual immer statt? Warum postet das Mädchen ein Foto des Sonnenaufgangs? Hast du auch ein Ritual, das du z.B. am Beginn der Sommerferien machst? Unterhaltet euch in der Klasse darüber. 6 Tipp Ein Gipfelkreuz ist das Kreuz, das auf einem Berggipfel steht. 1 5 10 15 20 25 Tipp Ein Ritual ist eine Handlung, die nach festgelegten Regeln abläuft und sich immer zur selben Zeit wiederholt, z. B. das Zähneputzen vor dem Schlafengehen. 7 8 Tipp Das Stilmittel, bei dem Dinge, Tiere oder Pflanzen menschliche Züge annehmen, nennt man Personifizierung, z. B.: Nebel und Wolkenballen krochen herum. 9 10 50 Wa(h)re Schönheit Buch_SB4.indb 50 13.11.2025 12:07:01 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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