Sammelteildruck Deutsch, 4. Klasse, SEK I

25 Starke Seiten 4, Schulbuch (ISBN: 978-3-209-11191-3) „Danke, nett von dir“, sagte ich mit dünner Stimme und setzte mich schnell auf meinen Platz. Henry war nett. Er ist es auch heute noch. Aber er hatte mich verletzt. Er hatte diesen Satz gesagt. Vielleicht ohne sich etwas dabei zu denken. Aber nie mehr auszulöschen in mir drin. Der zweite Satz fiel auf Miriams fünfzehntem Geburtstag im letzten Winter. Stefano war auch da. Er hatte Miriam überraschend seinen alten PC geschenkt, weil er sich einen neuen zugelegt hatte. Stefano hat reiche Eltern, er ist immer sehr spendabel. Wir spielten ein Computerspiel, bei dem man Menschen kreierte und ihnen Haare und Augenfarben und Brillen verpasste, sie anzog, ihnen Häuser baute, ihnen Freunde erfand, die man auch wieder zusammenpuzzelte aus Haarfarben, Hautfarben, Sternzeichen, verschiedenen Charakteren und Vorlieben. Eine schöne, neue Welt. Mit ein paar schnellen Mausklicks konnte man sie sich dann als Babys, als Kleinkinder, als Jugendliche, als Erwachsene und als graue Greise anschauen. Stefano lachte, tippte sich an die Stirn, und klickte sich durch Haarfrisuren, Augen- und Nasen- und Kopfformen. „Mann, da gibt es nichts, was es nicht gibt“, sagte er kopfschüttelnd. „Eierköpfe, Punkfrisuren, Megatitten, Spitznasen, Schwabbelbäuche …“ Mit einem Mausklick verließ er die Münder, die er sich gerade angeschaut hatte, und kam zu den Kinnen. „Da, ein markantes Räuber-Hotzenplotz-Kinn und ein Idiotenkinn und ein Kleopatra-Kinn, alles da“, lachte er. „Nur so ein Po-Kinn wie Helenas haben sie nicht im Sortiment. – Pech für dich, Helena …“ Ich starrte auf meine Hände, der Tag versank in einem Strudel aus Schreck und Scham und Entsetzen. Die Nase meines Vaters. Und sein Kinn. Alles andere war auszuhalten: meine Haare, meine blasse Haut, meine regenpfützengrauen Augen. Aber nicht meine Nase. Nicht mein Kinn. Ich war hässlich. Henry und Stefano hatten nur ausgesprochen, was jeder sehen konnte. Was die Wahrheit war. Jana Frey Was geht eurer Meinung nach in Helena vor? Habt ihr euch auch schon einmal so oder so ähnlich gefühlt? Was beeinflusst Jugendliche heute deiner Meinung nach in ihrem Selbstbild? Wer bestimmt, was schön ist und was nicht? Ändern sich Schönheitsideale im Laufe der Zeit? In Österreich sind ästhetische Eingriffe und Behandlungen erst ab dem 16. Lebensjahr und nur mit Zustimmung der Eltern oder Erziehungsberechtigten möglich. Außerdem ist bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres vor dem geplanten Eingriff eine psychologische Beratung zur Abklärung des Behandlungswunsches erforderlich. Warum, denkst du, ist das so? Was bedeutet der Spruch von Aufgabe 59 deiner Meinung nach „Wahre Schönheit kommt von innen“? Stimmst du mit ihm überein? Was hat innere mit äußerer Schönheit zu tun? Gibt es hier einen Zusammenhang oder nicht? Helena ist fest entschlossen, ihr gesamtes Erspartes für eine Schönheitsoperation auszugeben. Welchen Rat gebt ihr Helena? 45 50 55 60 65 70 53 54 55 Tipp Ästhetisch bedeutet schön, angenehm. 56 Tipp Eine psychologische Beratung bietet Unterstützung bei einer Verbesserung der Lebensqualität an und hilft bei Fragen dazu. 57 61 Lesen Arbeitsheft 35 Buch_SB4.indb 61 13.11.2025 12:07:05 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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