Sammelteildruck Biologie, 4. Klasse, SEK I

22 Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch (ISBN: 978-3-209-12228-5) Aufspaltung durch geografische Isolation Vor etwa 68 Millionen Jahren spalteten sich die Primaten in zwei große Gruppen auf: in Feucht- und Trockennasenprimaten ( S. 9, Abb. 6). Dies geschah vermutlich durch geografische Isolation: Gondwana zerbrach ( Begegnungen mit der Natur, Band 3) und zwischen den Landmassen entstanden Meere. Die auf den verschiedenen Kontinenten lebenden frühen Primaten konnten sich nicht mehr begegnen und keine Nachkommen miteinander haben. Über viele Millionen Jahre entwickelten sich die getrennten Gruppen dadurch unabhängig voneinander weiter. Vielfalt als Folge von Umweltveränderungen Als vor rund 66 Millionen Jahren die meisten Saurier ausstarben, entstanden neue ökologische Nischen – also neue Möglichkeiten, eine bestimmte Rolle im jeweiligen Lebensraum einzunehmen. Wie viele andere Tiergruppen entwickelten nun auch die Primaten eine größere Formenvielfalt und breiteten sich stärker aus. Im Lauf der Zeit wurde es auf dem Festland, der Heimat der Trockennasenprimaten, trockener und kühler. Viele tropische Regenwälder verschwanden und stattdessen entstanden Savannen oder sogar Wüsten. Unter diesen Lebensbedingungen hatten nur jene Individuen eine Chance zu überleben und sich fortpflanzen, deren Merkmale zufällig gut zu den neuen Gegebenheiten passten. Der Selektionsdruck führte zur Entstehung vieler neuer Arten – den Koboldmakis, den Neuweltaffen und den Altwelaffen. Zu den Altweltaffen zählen die Meerkatzenartigen sowie die Menschenaffen (Menschenartige), die man weiter in Kleine und Große Menschenaffen unterteilt. Zu den Großen Menschenaffen gehören neben OrangUtans, Gorillas und Schimpansen auch der Mensch. Die Feuchtnasenprimaten lebten dagegen in Regionen, in denen das tropische Klima relativ stabil blieb. Weil sich ihre Umwelt nur wenig veränderte, blieben viele ursprüngliche Merkmale erhalten, etwa die feuchte Nasenspitze. Durch den geringen Selektionsdruck verlief die weitere Entwicklung der Feuchtnasenprimaten langsamer und sie spalteten sich nur in zwei Linien auf – in die Lemuren und die Loriartigen. Feucht-/Trockennasenprimaten Die Trockennasen lebten vor allem auf dem Festland in Afrika, Asien und Europa, die Feuchtnasen in tropischen Regionen Afrikas, Asiens und auf Madagaskar. Selektionsdruck bedeutet, dass die Umwelt beeinflusst, welche Lebewesen überleben und sich fortpflanzen. Lebewesen, deren Eigenschaften zufällig gut zur Umgebung passen, haben bessere Chancen, Nachkommen zu bekommen. Lebewesen, die weniger geeignet sind, sterben eher aus. Über viele Generationen führt das dazu, dass sich die vorteilhaften Merkmale durchsetzen. feuchte Nasenspitze Sie verbessert den Geruchssinn, da sich Duftmoleküle in Feuchtigkeit besser lösen – besonders wichtig für nachtaktive Tiere. 3 Koboldmaki 4 Kapuzineraffe/Neuweltaffe 5 Meerkatze/Altweltaffe Evolution durch Mutation und natürliche Selektion Evolution ist ein natürlicher Prozess, der ua. auf zufälligen Veränderungen im Erbmaterial beruht (Mutationen). Solche Veränderungen können dazu führen, dass ein Lebewesen neue oder veränderte Merkmale (zB opponierbare Daumen, Finger- und Zehennägel, Augenstellung) oder Eigenschaften (zB Intelligenz, Anpassungsfähigkeit) besitzt. Wenn sich diese Ausprägungen in einer bestimmten Umwelt als vorteilhaft erweisen, etwa bei der Nahrungssuche, der Fortpflanzung oder dem Schutz vor Feinden, haben die betreffenden Individuen einen Überlebensvorteil und oft mehr Nachkommen. Diese erben die vorteilhaften Merkmale bzw. Eigenschaften, sodass sich diese Ausprägungen mit der Zeit stärker durchsetzen, während andere, weniger hilfreiche seltener werden oder verschwinden. Kenn ich das? 18 Buch_Bio4.indb 18 12.11.2025 09:38:26 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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