27 Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch (ISBN: 978-3-209-12228-5) Die Geschichte der Menschheit Von Baumbewohner zum Zweibeiner Als Afrika zu zerbrechen begann, waren alle Primaten noch Baumbewohner. Sie hatten einen Schwanz ausgebildet, der dazu beitrug, beim Klettern und Springen oder beim schnellen Laufen auf Ästen das Gleichgewicht zu halten. Viele der baumbewohnenden Affen, wie etwa die Meerkatzen, besitzen auch heute noch einen Schwanz. Bei den Neuweltaffen ist er besonders beweglich und kann sogar zum Greifen genutzt werden ( Abb. 3). Durch Selektion zur aufrechten Haltung Mit zunehmender Trockenheit lichteten sich die Wälder. Die Tiere mussten sich häufiger hängend oder schwingend fortbewegen, um von Baum zu Baum zu gelangen. Eine etwas aufrechtere Haltung war dabei vorteilhaft: Die Körper-masse war dadurch gleichmäßiger über die Beine verteilt, sodass die Tiere sich besser an Ästen festhalten und ihr Gleichgewicht bewahren konnten. Innerhalb einer Population treten immer wieder zufällige Unterschiede zwischen den Individuen auf. So waren manche Affen kräftiger gebaut, hatten einen beweglicheren Schultergürtel oder eine aufrechtere Haltung – Merkmale, die in der sich verändernden Umwelt nützlich waren. Die Tiere konnten sich sicherer zwischen den Bäumen bewegen, leichter an Nahrung gelangen und schneller fliehen. Dadurch hatten sie bessere Überlebenschancen. Ihre Merkmale setzten sich im Laufe der Zeit innerhalb der Population durch. Der Schwanz, der früher das Gleichgewicht stabilisierte, verlor an Bedeutung, weil nun die Muskeln von Rumpf, Armen und Beinen diese Aufgabe übernahmen. Manche Primaten hatten zufällig einen etwas kürzeren Schwanz. Bei Tieren, die sich viel hangelnd oder aufrechter bewegten, war das ein Vorteil, weil er beim Hangeln nicht störte und das Sitzen erleichterte. So wurde über viele Generationen der Schwanz allmählich kürzer, bis schließlich nur noch ein kleiner Rest – das Steißbein – übrig blieb. All diese Veränderungen legten die körperliche Grundlage für den späteren aufrechten Gang beim Menschen. Eine Struktur für verschiedene Funktionen Der Schwanz erfüllt bei verschiedenen Tierarten unterschiedliche Funktionen. Während Rinder und Pferde lästige Fliegen damit verscheuchen, dient er Katzen beispielsweise beim Springen, um das Gleichgewicht zu halten. Der Biber verwendet seinen platten Schwanz als Ruder, Eichhörnchen und Fuchs decken sich beim Schlafen damit zu. Bei manchen Tierarten, wie beispielsweise Hund und Katze, wird der Schwanz auch als Kommunikationsmittel eingesetzt ( Begegnungen mit der Natur, Band 1). Kenn ich das? Population Gruppe von Lebewesen derselben Art, die in einem bestimmten Gebiet leben und sich untereinander fortpflanzen können. 2 Orang Utan in aufrechter Haltung 3 Spinnenaffe, Neuweltaffe 23 Buch_Bio4.indb 23 12.11.2025 09:38:38 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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