Sammelteildruck Biologie, 4. Klasse, SEK I

34 Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch (ISBN: 978-3-209-12228-5) Die Evolution des Menschen Die Evolution menschlichen Verhaltens Viele Verhaltensweisen, die für den Menschen typisch sind, lassen sich bereits bei den nächsten Verwandten im Tierreich, den nichtmenschlichen Primaten, beobachten. Die meisten von ihnen leben in Gruppen, von kleinen Familiengruppen bis hin zu großen Gemeinschaften. Sie bieten Schutz vor Feinden (zB Raubtieren) und bieten Vorteile bei der Nahrungssuche. Rangordnung bestimmt das Zusammenleben der Schimpansen Schimpansen beispielsweise leben gesellig in Gruppen bis zu 50 Tieren. Innerhalb der Gruppe herrscht eine Rangordnung. Das durchsetzungskräftigste männliche Tier hat den höchsten sozialen Rang (Leittier). Danach folgen die anderen Männchen, wobei das jeweils ranghöhere über das rangniedrigere dominiert. Die ranghöchsten Männchen verteidigen die Gruppe gegen Angriffe von außen (Raubtiere, rivalisierende Gruppen von Artgenossen), dafür haben sie die Vorrechte bei der Nahrungsaufnahme, bei der Paarung und bei der Wahl des Schlafplatzes. Bei den Weibchen sind Alter und Persönlichkeit entscheidend für die Rangstellung. Die ranghöchsten Individuen sind in der Regel auch die Erfahrensten. Aufgrund ihrer Autorität werden sie von den anderen aufmerksam beobachtet, von ihnen kann man lernen (zB Nahrungsbeschaffungsmethoden, Werkzeuggebrauch). Rangordnung ist auch ein Mittel zur Konfliktvermeidung zwischen den Gruppenmitgliedern. Jeder hat seinen anerkannten Platz und respektiert die sich daraus ergebenden Spielregeln des Zusammenlebens. Die Rangposition wird von Gruppenmitgliedern immer wieder in Frage gestellt und muss daher von den Ranghöheren von Zeit zu Zeit durch Imponiergehabe wie Zweige schütteln, in den Bäumen wild hin und her springen und schwingen, auf andere Hinschlagen, Brüllen und Drohen (Zähne zeigen, Ausstoßen von Drohlauten) bestätigt werden. Social grooming fördert Zusammenhalt Beschwichtigungs- und Befriedungsgesten dienen der Aggressionshemmung. Ein wichtiges Sozialverhalten, das häufig bei sozial lebenden Insekten-, Vogel- und Säugetierarten, so auch bei Primaten, beobachtet werden kann, ist das „social grooming“. Es stärkt die soziale Bindung, unterstützt die Rangordnung, vermindert Stress und fördert die Gesundheit. Die soziale Körperpflege trägt somit wesentlich zum sozialen Zusammenhalt und damit zum Überleben der Gruppen bei. Autorität die Macht, aufgrund seiner Stellung (zB Rang, Alter, Erfahrung) auf andere Einfluss zu haben; tauctoritas (lat.) = Ansehen, Einfluss lernen In Lernexperimenten mit Schimpansen konnte nachgewiesen werden, dass Autorität eine Voraussetzung für Lernen ist. Einem Leittier (Autorität) wurde eine bestimmte Fertigkeit antrainiert. Diese wurde bald von der ganzen Gruppe nachgeahmt. In einer anderen Schimpansengruppe wurde diese Fertigkeit einem rangniedrigen Männchen (keine Autorität) andressiert. Da sein Verhalten von den Artgenossen nicht beachtet wurde, wurde die Fertigkeit von ihnen auch nicht erlernt. Befriedungsgesten Verhaltensweisen, die Zuneigung andeuten (zB Füttern, freundliches Zähne zeigen) „social grooming“ soziale Körperpflege, gegenseitiges Putzen; zB gegenseitiges Absuchen des Felles nach Läusen; groom (engl.) = pflegen Kommunikation ist wichtig für das Zusammenleben Primaten kommunizieren durch eine Kombination von Lautäußerungen, Gesichtsausdrücken, Körperhaltungen und Berührungen. Die Kommunikation ist wichtig für das Zusammenleben (zB für die Koordination der Gruppenaktivitäten, das Austragen von Konflikten sowie das Stärken sozialer Bindungen). Kenn ich das? 25 Rhesusaffen beim „Social grooming“ 26 Schimpansen leben, wie die meisten Primatenarten, gesellig. 27 Gorilla; Imponiergehabe durch Brusttrommeln 30 Buch_Bio4.indb 30 12.11.2025 09:38:54 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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