52 BioTOP 4, Schulbuch (ISBN: 978-3-209-11540-9) 50 Als Gentechnik bezeichnet man Methoden, mit denen man gezielt die DNA eines Lebewesens verändert. Dabei werden artfremde oder im Labor veränderte Gene eingesetzt. Auf diese Weise veränderte Lebewesen werden als transgene oder gentechnisch veränderte Organismen (gvO) bezeichnet. Ziel ist die Entwicklung von Lebewesen mit neuen Eigenschaften. Die Folgen solcher Veränderungen sind jedoch nicht immer vollständig absehbar. Wissenschafterinnen und Wissenschafter forschen weiterhin an Techniken zur sicheren Veränderung von DNA. Wie unterstützt die Gentechnik die Gesundheit des Menschen? Transgene Lebewesen erzeugen menschliche Enzyme und andere Eiweißstoffe. Dadurch können Wirkstoffe zur Behandlung bestimmter Krankheiten, zB der Bluterkrankheit, hergestellt werden. Heute lassen sich viele Medikamente noch einfacher herstellen, indem Bakterien, Pilze oder menschliche Zellen gentechnisch verändert werden. Die Insulinherstellung durch gentechnisch veränderte Bakterien bietet Vorteile für die Behandlung von Diabetes (siehe Seite 11). Früher wurde Insulin aus den Bauchspeicheldrüsen geschlachteter Schweine gewonnen. Heute wird das Gen für menschliches Insulin in Bakterien eingeschleust. Dafür nutzt man zusätzliche DNA auf sogenannten Plasmiden. Das sind kleine, ringförmige DNA Moleküle, die Bakterien natürlicherweise besitzen. Die Plasmide mit dem Insulin Gen werden bei der Teilung von Bakterien mitvermehrt. Diese gentechnisch veränderten Bakterien stellen dann menschliches Insulin her ( B 1, B 2). Bei der somatischen Gentherapie (Gentherapie an Körperzellen) baut man Gene in Zellen oder Gewebe des Menschen ein, um Erbkrankheiten abzuschwächen oder zu heilen. Veränderungen, die so entstehen, können nicht an Kinder vererbt werden. Auch Krebstherapien sind manchmal mithilfe der Gentechnik möglich. Die Gentechnik am Menschen wirft wichtige ethische Fragen auf. Manche Eingriffe, wie die Heilung von Erbkrankheiten, gelten als sinnvoll. Anders sieht es bei Veränderungen aus, die medizinisch nicht notwendig sind. Manche fürchten die Auswahl von Merkmalen bei Embryos, zB das Bestimmen der Augenfarbe und damit die Entstehung von „Designerbabys“. Neue Entwicklungen in der Gentechnik werden daher von Expertinnen und Experten bewertet. In Österreich sind die Regeln für den Einsatz der Gentechnik am Menschen sehr streng. Genetik und Gentechnik bei Tieren Die Tierzucht hat eine lange Geschichte. Dabei werden Tiere miteinander gekreuzt, um gewünschte Merkmale zu verstärken. So entstanden zB durch gezielte Auslese und Kreuzung aus dem Wildschwein viele Rassen von Hausschweinen. Die Zucht ist zwar eine gezielte Auslese von Merkmalen, jedoch keine gezielte Veränderung der DNA und daher keine Gentechnik, sondern eine Anwendung der Genetik. Bei der Zucht gibt es auch Nachteile. Bakterium Menschliche Zelle DNA des Bakteriums Plasmid Insulin-Gen Bakterium mit verändertem Plasmid Insulin-Gen vom Bakterium hergestelltes Insulin Das veränderte Plasmid wird eingeschleust. Die Bakterien werden vermehrt. Das hergestellte Insulin wird aus den Bakterien isoliert. Das Insulin wird in Spritzen abgefüllt. B 1 Herstellung menschlichen Insulins durch Bakterien und ihre Plasmide B 2 Insulin zur Behandlung von Diabetes wird über Spritzen verabreicht. Arbeitsheftseite 26 Gentechnik in der Medizin und Forschung Buch_BiotopSB4.indb 50 13.11.2025 11:34:54 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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