54 BioTOP 4, Schulbuch (ISBN: 978-3-209-11540-9) 52 Die Pflanzenzucht hat eine lange Geschichte. Man fördert gezielt bestimmte Merkmale, indem man Pflanzen mit diesen Merkmalen vermehrt. Die gewünschten Veränderungen werden bei Pflanzen allerdings nur sehr langsam und über viele Generationen erreicht. Durch das Kreuzen können schneller Sorten mit verschiedenen gewünschten Merkmalen entstehen. Das bedeutet, dass eine Sorte mit dem Pollen einer anderen Sorte bestäubt wird. Daraus entsteht eine neue Pflanze mit neuen Merkmalskombinationen. Ein Beispiel für die Züchtung neuer Pflanzen sind die Kohlgewächse. Alle stammen von einer Pflanzenart ab: dem Wildkohl ( B 1). Bestimmte Merkmale des Wildkohls wurden über Generationen hinweg verstärkt. Daraus entstand die Vielfalt an heutigen Kohlgemüse Sorten, zB Brokkoli, Karfiol, Weißkohl und Kohlrabi. Vorteile durch gentechnisch veränderte Pflanzen Deutlich schneller entstehen neue Eigenschaften durch gentechnische Veränderungen. Wissenschafterinnen und Wissenschafter können gezielt die DNA von Pflanzen verändern. Durch das Einfügen von einzelnen Genen oder das zielgerichtete Mutieren von Basen (siehe Seite 44) können Nutzpflanzen mit den gewünschten Merkmalen geschaffen werden (transgene Pflanzen). Ein Beispiel für die Anwendung von Gentechnik bei Pflanzen ist der Schutz vor Insektenfraß. So kann man zB Mais durch Einschleusen von Genen eines bestimmten Bakteriums so verändern, dass die Pflanze Giftstoffe erzeugt. Diese Giftstoffe töten Larven und Raupen, die ihre Blätter fressen ( B 2). Für den Menschen ist das Gift ungefährlich. Ein anderes Beispiel ist die Widerstandsfähigkeit (Resistenz) gegen Herbizide (Unkrautbekämpfungsmittel). Herbizide sind Mittel, die das Wachstum von unerwünschten Pflanzen hemmen ( B 3). Herbizide wirken auf alle Pflanzen gleich. Daher werden spezielle Gene in Nutzpflanzen eingebaut, um sie resistent gegen Herbizide zu machen. Diese Gene sind artfremd. Sie stammen nicht aus der Pflanze selbst, sondern aus einem anderen Lebewesen, oft von Bakterien. Ein mögliches Einsatzgebiet von Herbizidresistenz ist der Rapsanbau ( B 4). Raps hat in den letzten Jahrzehnten für die Lebensmittelindustrie und als Futtermittel an Bedeutung gewonnen. Eine Herbizidresistenz würde höheren Ertrag ermöglichen. Vorteilhaft ist auch die gentechnische Veränderung zur Resistenzsteigerung gegen Pilzinfektionen sowie die Resistenz gegen Hitze und Trockenheit, die durch den Klimawandel häufiger werden. Die Gentechnik ermöglicht außerdem, dass Pflanzen mehr Nährstoffe produzieren. So wurde zB ein Gen in eine Reispflanze („Goldener Reis“) eingeschleust, wodurch Menschen mehr Vitamin A aufnehmen können ( B 5). Dieser Reis soll dem weit verbreiteten Vitamin A Mangel in Entwicklungsländern entgegenwirken. Die gesetzliche Zulassung zum Anbau ist schwierig, aber es gibt Anbauversuche, zB auf den Philippinen. B 1 Wildkohl B 2 Anwendung von Gentechnik: Schutz vor Insektenfraß bei Mais B 3 Herbizide dämmen das Wachstum von unerwünschten Pflanzen ein. B 4 Rapspflanzen können herbizidresistent gemacht werden. Arbeitsheftseite 27 Gentechnik verändert Pflanzen und Umwelt Buch_BiotopSB4.indb 52 13.11.2025 11:34:58 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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