Begegnungen mit der Natur 3, Schulbuch
77 Ursprüngliche Wiesen weisen eine große Artenvielfalt auf Auf mineralstoffarmen Böden entwickeln sich so genannte Mager- wiesen. Auf einem Quadratmeter können hier bis zu 50 verschiede- ne Pflanzenarten vorkommen. Entsprechend groß ist auch die Vielfalt der dort lebenden Tierarten wie beispielsweise Heuschrecken, Käfer, Schmetterlinge und Spinnen. Feuchtwiesen finden wir auf Böden, bei denen der Grundwasserspiegel sehr hoch ansteigt. Die hier wachsenden Pflanzen, zum Beispiel ver- schiedene Seggen- und Orchideenarten und das Wollgras, vertragen ständige Nässe. Wiesen wurden früher nur extensiv genutzt . Das bedeutet, dass der Mensch hier selten eingegriffen hat. Meistens wurde nur zwei Mal im Jahr gemäht. Die Wiesen konnten sich dadurch natürlich entwickeln. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft und der damit verbundenen Änderung in der Bewirtschaftungsform entstanden neue, artenarme Wiesentypen . Ursprüngliche Wiesen sind dadurch gefährdet. Pflanzen und Tiere verlieren ihren Lebensraum. Seltene Arten sind vom Aus- sterben bedroht. Der Vertragsnaturschutz dient der Erhaltung gefährdeter Lebensräume Mit einem zunehmenden Umweltbewusstsein in den 1970er Jahren wurde die Umwelt auch ein Thema in der Politik. Unter den vielen Maßnahmen zum Umweltschutz, die seit damals getroffen wurden, haben die mit Umweltfragen beauftragten Politiker und Politikerinnen in den 1980er Jahren auch den Vertragsnaturschutz entwickelt: Land- wirte bzw. Landwirtinnen, die auf ihrem Grund und Boden vertrag- lich vereinbarte Naturschutzmaßnahmen vornehmen und damit einen Beitrag zur Erhaltung von Lebensräumen leisten, bekommen dafür eine finanzielle Entschädigung. Im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogramms „Wiese“ verzichten die Bewirtschafter und Bewirtschafterinnen zum Beispiel auf das Dün- gen und Trockenlegen von Wiesenflächen. Weiters verpflichten sie sich dazu, die Wiesen höchstens zweimal im Jahr zu mähen. Die erste Mahd findet erst statt, wenn die Pflanzensamen reif und verbreitet sind. Da- mit haben nicht nur die diversen Pflanzenarten eine Überlebenschan- ce, sondern auch Tiere, die sich von diesen Pflanzen beziehungsweise deren Samen ernähren. Du bist dran! 1. Recherchiere. Der Wachtelkönig, ein Wiesenvogel, ist stark gefährdet. Finde die Ursachen dafür heraus und überlege, welche Maßnahmen zum Überleben des Vogels beitragen könnten. 2. Überlege. Welche Gründe hat es, dass es auf zu früh und zu häufig gemähten Wiesen kaum Schmetterlinge gibt? 3. Informiere dich im Internet über den Vertragsnaturschutz in Österreich bzw. in deinem Bundesland. extensiv genutzt Die extensive Landwirtschaft ist gekenn- zeichnet durch einen geringen Einsatz von Maschinen, Dünger und chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln. Sie ist dadurch weniger ertragreich, aber um- weltschonender. Intensivierung der Landwirtschaft Die intensive Landwirtschaft hat das Ziel, möglichst hohe Erträge zu erlangen. Dafür werden ertragreiche Sorten ange- baut, große Maschinen eingesetzt, Dün- ge- und Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt u. v. a. m. artenarme Wiesentypen Magerwiesen sind nur wenig ertragreich. Zur Ertragssteigerung werden sie heute häufig gedüngt. Dadurch verdrängen an- spruchsvollere Pflanzen, die auf der na- turbelassenen Wiese keine Wachstums- chancen hätten, die anspruchsloseren Arten. Die Vielfalt nimmt ab. Die Blaugrüne Segge liebt Nässe. 104 Breitblättriges Knabenkraut, eine 105 Orchideenart Wollgras 106 Grünland Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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