Vielfach Deutsch 4, Arbeitsheft Sprachförderung und DaZ

46 Erzählende Texte interpretierend wiedergeben 4 Kurzgeschichten lesen und verstehen Was bedeuten die folgenden Wörter? Ordne mit einem Pfeil richtig zu. 1 flimmern A der Rauchfang 2 der Schornstein B das dichte Gebüsch 3 der Schutt C ablehnend, geringschätzig 4 das Gestrüpp D die Mulde, das Loch 5 verächtlich E funkeln, glitzern 6 die Kuhle F zerbröckelte Reste von Steinen Lies folgende Kurzgeschichte. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 Eine Irmela Brender Eine drehte sich um nach ihm, als alle anderen die Köpfe schon wieder über die Bücher beugten. Er nahm das den anderen nicht übel, er wusste, ein Neuer in der Klasse ist nicht so interessant, dass man ihn die ganze Stunde hindurch anstarren könnte, schließlich ging der Unterricht weiter, und er musste eben da sitzen und sich eingewöhnen. Aber die eine im blauen Kleid sah immer wieder hin zu ihm, nicht neugierig, noch nicht einmal lächelnd. Das Profil, das sie ihm zeigte, manchmal auch noch ein bisschen Wangenfläche dazu, war ernst und aufmerksam, als habe sie über ihn nachzudenken. Das halbe Klassenzimmer lag zwischen ihnen, und er konnte ihre Augenfarbe nicht erkennen. Braun, schätzte er, und ein paar Sommersprossen auf der Nase, und das ganze Gesicht ein bisschen zu mager. Die gehört nicht zu den Niedlichen, dachte er, die sich um einen Neuen kümmern, weil das so gut passt zu ihrer Niedlichkeit und weil sie dann noch einen haben, der sie nett findet. Die gehört vielleicht noch nicht mal zu den Netten. Eine Struppige ist das, überlegte er, eine, die kicken kann, fast wie ein Junge, und plötzlich wegläuft, wenn man glaubt, sie sei ein Kumpel. Eine, die nicht mit Freundinnen kichert und tuschelt, sondern viel allein herumläuft, nicht spazieren geht, sondern eben herumläuft, und die allerhand kennt in der Stadt. Eine, von der man manches erfahren kann, aber nicht unbedingt das, was zählt. Es fiel ihm ein, dass er sich irren könnte, aber er glaubte es nicht. Ich werde ihr ein Zeichen geben, sagte er sich, und wenn sie reagiert, dann habe ich mich nicht geirrt. Dann ist sie eine, die ich mögen könnte, zumindest mögen. Als sie sich wieder umsah, lächelte er. Da stand sie auf und brachte ihm ihr Buch. Fast unfreundlich legte sie es vor ihm auf den Tisch. Er sah dabei, dass sie magere Finger hatte mit ganz kurzen Nägeln. Das passte auch. „Danke, ich geb’s dir nachher wieder“, sagte er schnell, bevor sie etwas sagen konnte. Sie nickte und ging zurück an ihren Platz. Alle beugten die Köpfe über die Bücher, er auch. Aber er gab acht, dass er den Augenblick nicht verpasste, in dem sie sich noch einmal nach ihm umschaute und beinahe lächelte. www.oberschule-muencheberg.de/schueler/03/p10_de_gk_03.pdf (1.10.2012) 1 nach Ü1 2 nach Ü6 struppig: unfrisiert; auch: ruppig, borstig tuscheln: heimlich reden, flüstern Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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