Zeitbilder 5/6, Schulbuch

eintauschten, was wir ihnen gaben wie Glasperlen und Glöckchen. (…) Sie führten keine Waffen mit sich, die ihnen nicht einmal bekannt waren. (…) Sie besaßen keine Art Eisen. Sie müssen gewiss treue und kluge Diener sein, da ich die Erfahrung machte, dass sie in Kürze alles, was ich sagte, zu wiederholen verstanden. Überdies glau- be ich, dass sie leicht zum Christentum übertreten können. (Bordtagebuch des Kolumbus; in: Hug u. a., Geschichtliche Weltkunde, Bd.2, 1977, S. 19) Wie beurteilt Kolumbus die Inselbewohner, was hat er mit ihnen vor? Was sagt ihr zu seinen Geschenken bzw. Tauschwaren? Obwohl Kolumbus ohne Gewürze und mit nur wenig (Gold-)Schmuck von seiner ersten Fahrt zurückkehr- te, wurde er in Spanien gefeiert. Hatte er doch, nach damaliger Überzeugung, den Seeweg nach Ostasien auf der Westroute entdeckt! Bis zu seinem Tod war er davon überzeugt, die Indien vorgelagerten Inseln (da- her: Westindische Inseln) entdeckt zu haben. Erst mit der Überquerung der Landenge von Panama durch den spanischen Seefahrer Balboa (1513) bestätigte sich, dass Kolumbus einen neuen Erdteil entdeckt hatte. Er er- hielt den Namen Amerika nach dem Italiener Amerigo Vespucci, der den Kontinent als Erster beschrieb. Den endgültigen Beweis für den neuen Kontinent sowie für die Kugelgestalt der Erde aber erbrachte der in spani- schen Diensten stehende Portugiese Magellan (Magal­ hães): Nach dreijähriger, abenteuerlicher und entbeh- rungsreicher Fahrt kehrte eines seiner fünf Schiffe von der ersten Weltumseglung (1519–1522) nach Spanien zurück. Länder werden erobert und alte Kulturen zerstört Was Kolumbus bei seinen Reisen nicht gefunden hatte, rafften wenige Jahrzehnte später zwei Konquistadoren (= Eroberer) mit unglaublicher Grausamkeit in riesigen Mengen an sich: Gold! 1519 drang der spanische Ritter Hernan Cortez mit ei- ner nur 600 Mann starken, berittenen Streitmacht in das Reich der Azteken im Hochland von Mexiko vor. Mit Hil- fe rebellierender Indianerstämme und der überlegenen Waffentechnik zerstörte er die auf Pfählen gebaute La- gunenstadt Tenochtitlan und setzte den Aztekenkaiser Montezuma gefangen. Eine unermessliche Beute war der „Lohn“ dieses Unternehmens. Mexiko kam als „Vizekö- nigreich Neuspanien“ unter spanische Herrschaft (1522). 1532 eroberte der Spanier Francisco Pizarro mit nicht einmal 200 Soldaten ein anderes „Goldland“, das von den Inka beherrschte Peru. Da sie dem Inka-Heer hoff- nungslos unterlegen waren, nahmen die Spanier deren Herrscher Atahualpa, der waffenlos zu einer Unterre- dung gekommen war, einfach gefangen. Trotz einer riesigen Lösegeldsumme – ein ganzes Zimmer wurde mit Gold ausgefüllt – erdrosselten sie den Herrscher, nachdem sie ihn vorher gewaltsam zum Christentum „bekehrt“ hatten. Die Oberschicht der Inka wurde nun ausgerottet, die Spanier setzten sich an ihre Stelle. Die Ausbeutung und Ausrottung der indigenen Bevölkerung ImGegensatz zu den Portugiesen, die ihre Seeherrschaft im indischen Ozean mit befestigten Handelsplätzen si- cherten, war das Ziel der Spanier Landgewinn. Nach der Eroberung und Plünderung durch die Konquistadoren wurden die riesigen Länder an nachfolgende spanische Siedler verteilt. Von der spanischen Krone erhielten sie Güter zugeteilt und konnten steuerfrei ihr Eigentum vergrößern. Nur bei Goldfunden sollten sie zwei Drit- tel an die Krone abliefern. Die Gier nach (schnellem) Reichtum ging zu Lasten der indigenen Bevölkerung. Diese hatte auch unter der Herrschaft der Azteken und Inka Grausamkeiten erleiden müssen, doch unter den neuen Herren ging es ihr unvergleichlich schlechter: Die Indios wurden aus ihren alten Lebens- und Wirt- schaftsgemeinschaften herausgerissen, erbarmungs- los zur Zwangsarbeit getrieben und zum katholischen Glauben gezwungen. Wer sich widerspenstig zeigte, musste mit Folter und Tod rechnen. In einem königli- chen Erlass des Jahres 1503 wurde zwar über die Be- handlung der Ureinwohner verfügt: Q Unser Gouverneur in Indien soll darauf achten, dass jeder Indianer sein eigen Haus habe, indem er mit Frau und Kindern lebe. Und jedem Indianer soll er in der Nähe seines Hauses Grundstücke an- weisen, wo sie anbauen, säen und ihr Vieh halten können. Der Gouverneur soll dafür sorgen, dass die Indianer in allem sehr gut behandelt werden. (Dokumente-Sammlung; in: Schmid, Fragen an die Ge-schichte, Bd. 2, 1979, S. 169) Wie dieser Erlass in den Kolonien umgesetzt wurde, wissen wir vom Dominikanermönch Las Casas, dem späteren Bischof von Mexiko: Q Der Erziehung, Belehrung und Bekehrung der Indianer wurde nicht mehr Aufmerksamkeit zu- gewendet, als wenn die Indianer Katzen oder Hunde gewesen wären. (…) Cathaja India Azores Äquator Canaros Java Cipango (Japan) Taprobane (Sri Lanka) Java major minor Africa (China) E u r o p a Vorstellung über die Verteilung der Landflächen nach einem von Martin Behaim 1492 gefertigten Globus tatsächliche Küstenlinien der Landflächen 0 3000 6000 km (am Äquator)  Toscanellis Weltkarte (um 1479, Rekonstruktion). Der italienische Arzt und Kartograf bestärkte Kolumbus in einem Brief darin, dass ein west- licher Seeweg nach Indien möglich sei. Kolumbus berechnete auf Basis dieser Karte, die als verschollen gilt, die Entfernungen. 119 Die frühe Neuzeit 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verla s öbv

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