Zeitbilder 5/6, Schulbuch

Auch Engländer, Franzosen und Holländer kommen Nach einem Schiedsspruch des Papstes im Vertrag von Tordesillas war die außereuropäische Welt zwischen Spaniern und Portugiesen vertraglich aufgeteilt (1494). Die anderen europäischen Seemächte traten erst gegen Ende des 16. Jh. in den Kampf um überseeischen „Be­ sitz“ ein. Sie erhoben den Anspruch auf „Freiheit der Meere“. Mit Kaperungen von Schiffen und Überfällen auf Häfen führten die Engländer vorerst den europä- ischen Krieg gegen Spanien auf den Weltmeeren fort (vgl. S. 124 f.). Sie suchten eine Durchfahrt nach den Gewürzinseln auf der nördlichen Route. Erst zu Beginn des 17. Jh. setzten sie sich in Nordamerika fest. Etwa gleichzeitig landeten die Franzosen am St. Lorenz- Strom im heutigen Kanada und errichteten von dort aus ein großes Kolonialreich. Im 17. Jh. entdeckten die Niederländer Australien, Neuseeland und Neuguinea und bauten in der indone- sischen Inselwelt ihr Handelsreich aus. Seit dem 18. Jh. verdrängten die Engländer die Portugiesen aus Indi- en. Sie gründeten dort private Handelskompanien, die neben ihrer kaufmännischen Tätigkeit auch staatliche Funktionen (z. B. den Ausbau von befestigten Stütz- punkten) übernahmen. Was bewirkten die Entdeckungen? Bis zum Ende des Mittelalters war den Europäern der größte Teil der Welt noch unbekannt. Doch innerhalb der folgenden 250 Jahren unterwarfen die wenigen eu- ropäischen Mächte den größten Teil der ihnen damals bekannten Erdteile. Sie leiteten damit jene „Europäi- sierung der Welt“ ein, die bis heute noch spürbar ist: in Wissenschaft und (Kriegs-)Technik, Architektur und Gesellschaftsordnung, Herrschaftsformen, Wirtschaft und Rechtspraxis. Einen „Kulturaustausch“ gab es in der Neuzeit nur im landwirtschaftlichen Bereich: Die Europäer brachten neben Schafen, Pferden, Rindern und Hühnern auch Zuckerrohr, Kaffee, Oliven, Orangen, den Rebstock und Weizen in die „Neue Welt“. Aus Amerika fanden Ta- bak, Kartoffeln, Mais, Kakao, Tomaten, Erdnüsse und der Truthahn den Weg nach Europa. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Besorge dir Informationen über die auf der Karte (S. 121) angeführten Entdecker. Benutze dafür das Internet, ver- schiedene Lexika oder andere Literatur. 2. In diesem Kapitel ist das Wort „entdecken“ unter An- führungsstriche gesetzt. Überlege, warum und für wen die Begriffe „entdecken“ und „Entdeckung der neuen Welt“ problematisch sein könnten. 3. Welche Art von Kultur- und Wirtschaftsaustausch gibt es heute zwischen „Nord“ und „Süd“, „Ost“ und „West“? Die Spanier schleppten die verheirateten Männer 60 bis 400 km zum Goldgraben fort, und die Frauen blieben in den Häusern und auf den Farmen zurück, um dort Feldarbeit zu verrichten. So kam es, dass die Geburten fast aufhörten. Die neugeborenen Kinder konnten sich nicht entwickeln, weil die Mütter, von Anstrengung und Hunger erschöpft, keine Nahrung für sie hatten. Aus diesem Grund starben z. B. auf der Insel Kuba, als ich dort war, 7 000 Kinder im Lauf von drei Monaten; einige Mütter erdrosselten vor Verzweiflung ihre Kinder. (…) Als Ergebnis kann man annehmen, dass in den vier- zig Jahren mehr als 12 Millionen Männer, Frauen und Kinder getötet worden sind. (Las Casas, Sehr kurzer Bericht über die Verwüstung Indiens; in: Schmid, Fragen an die Geschichte, Bd. 2, 1979, S. 169 f.) Wie lässt sich der Gegensatz zwischen dem königlichen Erlass und dem Bericht von Las Casas erklären? Wo könnten die Ursachen für diese Behandlung der Urein- wohner liegen? Viele Indios starben auch an Krankheiten, die die Euro- päer nach Süd- und Mittelamerika eingeschleppt hat- ten. Sie hatten gegen Pocken und Typhus, Grippe und Masern zu wenig Abwehrkräfte. Erst als im Laufe des 16. Jh. die indigene Bevölkerung gänzlich auszusterben drohte, wurden die Schutzgesetze für die Ureinwohner genauer genommen. Zu ihrer Schonung wurden nun Sklavinnen und Sklaven aus Afrika nach Amerika ver- kauft. Millionen Schwarzafrikanerinnen und Schwarz- afrikaner wurden in den nächsten Jahrhunderten auf Plantagen und in Bergwerken zur Sklavenarbeit ge- zwungen und verhalfen damit den Kolonialherren zu ihrem Reichtum. In Lateinamerika überwiegt auch heute noch der Groß- grundbesitz: Nicht einmal 10 Prozent der Bevölkerung besitzen in Brasilien mehr als 90 Prozent des Landes. Welche gesellschaftspolitischen Probleme lassen sich daraus ableiten? Gesellschaftsordnung in „Neuspanien“ Niedere Kolonialbeamte Kaufleute Plantagenbesitzer Freie indigene Bevölkerung mit minderer Rechtsstellung Mischlinge Sklaven aus Schwarzafrika Kreolen = in Amerika geborene Spanier Die Krone Hohe Kolonialbeamte Spanier aus Europa reolen – in A erika geborene Spanier ie r lo ialb t a fle te la ta e esitzer 120 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=