Zeitbilder 7, Schulbuch
147 X Titel dieser Methodenseite und die Darstellung im Kap. 12 „Das Ende kolonialer Herr- schaft“ auf S. 134 f. heran. 4. Analysiere die Literaturstellen M6 und M7; was wird unter Stellvertreterkrieg in der Dritten Welt verstanden und wozu dient er? Unterscheide dabei die globalen In- teressen der Weltmächte von den Zielstellungen der re- gionalen Konfliktgruppen und beschreibe deren vielfältige Verflechtungen. 5. Arbeite die vielfältigen Folgen der Ent-(De-)Kolonialisie- rung anhand der Literaturstellen M5 bis M8 heraus. 6. Vergleiche die Literaturstellen M7 und M8 und arbeite heraus, welche neue Abhängigkeiten besonders afrikani- sche Länder betreffen. Kriegsparteien in der Dritten Welt nichts als Mario- netten der Supermächte gewesen, mit Entwicklungs- hilfe bestochen, mit Waffenlieferungen und Militär- beratern aufgerüstet und mit ideologischen Parolen aufgepeitscht. (…) Wahr daran ist, dass die beiden Blöcke ihre Energi- en tatsächlich ein Stück weit in die Dritte Welt ver- lagerten, als sich abzeichnete, dass der Konflikt in der direkten Konfrontation politisch und militärisch nicht zu entscheiden war. Bereits in den fünfziger Jahren begann die Sowjetunion „fortschrittliche“ Regime und antikoloniale Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt zu fördern, um die westliche Vor- herrschaft zu untergraben. Die Vereinigten Staaten bemühten sich ihrerseits um die „Eindämmung“ der kommunistischen Ausdehnung in Übersee. (…) Viele der „heißen Kriege“ in der Dritten Welt waren zumindest bis 1975 primär Dekolonisationskonflikte. Sie resultierten aus einer Geschichte, die sehr viel äl- ter ist als der Kalte Krieg – sie wurzelten im Zeitalter des Imperialismus. Viele „heiße Kriege“ waren aber auch schlicht regionale Machtkonflikte oder inner- staatliche Bürgerkriege, die genauso ohne den Kal- ten Krieg entstanden wären. (…) Der Kalte Krieg hat also die Mehrzahl der „heißen Kriege“ nicht ausge- löst. Er hat sie aber ideologisch überformt und durch politische und ideologische Einflussnahme, durch Waffenlieferungen, Militärberater und Wirtschafts- hilfe investiert und in vielen Fällen verlängert. (…) (Walter, Globale Fronten. In: ZEITGeschichte 3/2012, S. 52–53) M7 Der Historiker Reinhardt Wendt schreibt über die so genannten „Stellvertreterkriege“: Der Ost-West-Konflikt und heiße oder kalte Stellver- treterkriege, in denen nicht die USA und die Sowjet- -union, sondern ihre jeweiligen Verbündeten aufei- nander stießen, spielten nicht nur in Vietnam, son- dern auch in Afrika eine wichtige Rolle. Beide Seiten suchten Partner, denen sie ökonomisch und militä- risch zur Seite standen. Nicht immer traten dabei die Großmächte direkt in Erscheinung. Die USA schalte- te westliche Verbündete (…) ein, und für die Sowjet- union agierten beispielsweise die DDR oder Kuba. Als Belgien den Kongo aufgab, setzten West und Ost alles daran, das Land nicht dem weltanschaulichen Rivalen zufallen zu lassen. Patrice Lumumba, erster Premierminister des Kongo, verlor zwischen diesen Fronten sein Leben, und aus den Wirren des Bürger- kriegs ging schließlich mit westlicher Unterstützung Mobuto Sese Seko als starker Mann hervor. (…) Die Befreiungsbewegungen, die sich in Angola, Mo- zambique und Guinea-Bissau Anfang der sechziger Jahre bildeten, erfreuten sich der Unterstützung der sozialistischen Staaten. (…) (Wendt, Vom Kolonialismus zur Globalisierung, 2007, S. 324) M8 Der Sonderberichterstatter der UNO für das Recht auf Nahrung (2000 bis 2008), Jean Ziegler, spricht ange- sichts dessen, wie sich Staaten und internationale Konzerne fruchtbares Land in Afrika sichern, von einer „Rekolonisierung“: Das Land Grabbing der Spekulanten hat die gleichen sozialen Folgen wie das Land Grabbing durch die Geier des „Grünen Goldes“. Ob man es mit Libyern in Mali, Chinesen in Äthopien, Saudis oder Franzo- sen in Senegal zu tun hat – dieser Ausverkauf des Bodens geht natürlich zu Lasten der einheimischen Bevölkerung – und oft genug, ohne dass sie vorher gefragt wurde. Ganze Familien werden von den natürlichen Res- sourcen abgeschnitten und von ihrem Grund und Bo- den verjagt. Wenn die multinationalen Konzerne, die das Land in Besitz nehmen, nicht ihr eigenes Kontin- gent an Arbeitern haben, findet ein kleiner Teil der einheimischen Bevölkerung Arbeit, aber für einen Elendslohn und unter oft unmenschlichen Arbeitsbe- dingungen. Meist werden die Familien von ihrem angestamm- ten Land vertrieben; ihre Gemüse- und Obstgärten sind bald verwüstet, weil das Versprechen auf eine gerechte Entschädigung reine Makulatur ist. Mit der Vertreibung der Kleinbauern wird die Ernährungssi- cherheit Tausender von Menschen gefährdet. (Ziegler, Wir lassen sie verhungern, 2012, S. 283) 4 Das Ende kolonialer Herrschaft in Asien und Afrika Fragen und Arbeitsaufträge 1. Analysiere die Quellenstelle M1 daraufhin, auf welche Rechte und Werte sich die Befreiungsbewegung in Indien unter der Leitung M. Gandhis beruft. Charakterisiere die Mittel, die dazu eingesetzt werden sollen. 2. Lies die Quellenstelle M2 und die beiden Literaturstellen in Kap. 12.1, S. 134 durch. Arbeite die optimistischen Bot- schaften Nehrus (M2) an Indien und an die Welt heraus. Vergleiche sie mit den skeptischen Darstellungen, wie sie in den beiden Literaturstellen, S. 134 zum Ausdruck ge- bracht werden. Erläutere im Vergleich dazu die außenpoliti- schen Zielstellungen Nehrus und deren Bedeutung für die Entkolonialisierung. 3. Charakterisiere die unterschiedlichen Wege, die zur Un- abhängigkeit führten. Ziehe dazu die Literaturstelle M4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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