Zeitbilder 7, Schulbuch

16. Dokumentarfilme analysieren „Bilder sagen mehr als tausend Worte“. Keine sprachliche Darstellung kann die Wirkung von „Bildern“ übertreffen. Im Band 5 der Zeitbilder wurde die Methode vorgestellt, ei- nen Spielfilm zu analysieren (Kap. 13: Spielfilme analysieren, S. 112 f.). Hier sollen nun Dokumentarfilme analysiert werden. Dokumentarfilm: historische Dokumentation, Dokumentarspiel, historischer Fernsehfilm und historische Reportage Unter der Bezeichnung „Dokumentarfilm“ lassen sich im We- sentlichen vier Formen erkennen: 1. Die historische Dokumentation: Sie erhebt den Anspruch, mit filmischem Material historische Realität abzubilden. Dazu zählen: - filmische Originale (z. B. Wochenschauen, privat erstellte Vi- deos, Filme); - nachträgliche filmische Darstellungen von Schauplätzen his- torischer Ereignisse durch die Regisseurin oder den Regisseur (z. B. Orte von kulturellen Ereignissen – etwa Woodstock 1968, oder von kriegerischen Ereignissen – z. B. Landung der Alliier- ten in der Normandie 1944); - verfilmte andere Quellen (z. B. Fotos, Urkunden). Die dargestellten Personen sind die jeweils handelnden his- torischen Personen. Zu zeitgeschichtlichen Beiträgen werden auch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mit ihren Erinnerungen eingebaut. Diese Form entspricht weitgehend dem klassischen historischen Anspruch zu zeigen, „Wie es eigentlich gewesen ist“ (Leopold von Ranke). 2. Das historische Dokumentarspiel: Es fußt auf historischen Dokumenten, verwendet aber auch nachgespielte Szenen. Dem Spiel liegt also ein Dokument als Tatsache zugrunde. Durch das szenische Spiel ist beabsichtigt, eine höhere Unterhaltungs- wirksamkeit und damit ein größeres Publikum zu erreichen. 3. Der historische Fernsehfilm: Beim historischen Fernsehfilm ist die Regisseurin oder der Regisseur weniger an Originaltreue gebunden als beim Dokumentarspiel. 4. Die historische Reportage: Bei der historischen Reportage steht die journalistische Arbeitsweise im Vordergrund. Sie stellt eine Collage von Bild- und Tondokumenten dar (z. B. Österreich I, Österreich II), die von einer Person präsentiert und kommen- tiert wird. Die technischen Innovationen im digitalen Bereich eröffnen für die historische Dokumentation und das historische Doku- mentarspiel darüber hinaus neue Möglichkeiten im virtuellen Raum: Im virtuellen Raum bleiben die Zuschauer/innen nicht nur Betrachter/innen von außen. Sie können im virtuellen Raum vielmehr selbst als Akteurinnen und Akteure am Handeln teilnehmen. Die User treten z. B. bei neuen Computerspielen mit historischen Inhalten, die meist kriegsbezogen sind, einzeln oder in Gruppen gegeneinander an oder sie spielen individuell. Methode Historische Dokumentarfilme arbeiten wie erwähnt mit ori- ginalen Filmaufnahmen und anderen Dokumenten. Dabei sollen historische Themen spannend und interessant, aber auch so wirklichkeitsgetreu wie möglich dargestellt werden. Es ist daher notwendig, auch die Dokumentarfilme kritisch zu analysieren. Fragen zum Dokumentarfilm Ihr betrachtet einen Dokumentarfilm eurer Wahl und notiert zu folgenden Fragen: • Welche Ereignisse /welche Personen/ welche Handlun- gen werden dokumentiert? • Aus welchen filmischen Materialien setzt sich der von euch ausgewählte Dokumentarfilm zusammen? • Wer gab den Dokumentarfilm in Auftrag? Wer hat ihn produziert? Welche Interessen/Absichten lassen sich vermuten (Bildungs-, Kulturauftrag, Wissensvermittlung, politische, ideologische, wirtschaftliche Gründe)? • Wann und aus welchem Anlass wurde er gemacht (z. B. aus Anlass zu einem historischen Jubiläum (z. B. 1914–2014)? • Für welchen Adressatenkreis ist er gedacht (z. B. Fachpu- blikum, breite Öffentlichkeit, spezielle Interessensgrup- pen)? • Wo wurde er erstellt? Z. B. in einem bestimmten politi- schen System (Demokratie, Diktatur)? • Welcher der vier genannten Bezeichnungen lässt er sich zuordnen? Ein Dokumentarfilm muss neben den historischen Ansprüchen auch den allgemeinen Kriterien eines Films entsprechen. Wie jeder andere Film benötigt auch der Dokumentarfilm ein Drehbuch. Arbeitet heraus, • welche Szenen zentral sind und wer bzw. was bloß am Rande vorkommt. • wie Szenen aufeinander folgen. • wie die Personen präsentiert werden und welche Wir- kung sie erzielen (Sympathie, Ablehnung, Identifikation). • wie versucht wird, Spannung zu erzeugen und wie emoti- onale Betroffenheit hergestellt wird. • wer auf welche Weise zu Wort kommt und wem kein Gehör geschenkt wird. • welche Stilmittel (Musik, Lautstärke, Stille, Kameraein- stellung, Farbkontraste, Schnittfolge etc.) eingesetzt werden. 148 Methode – Kompetenztraining Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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