Zeitbilder 7, Schulbuch

L Auf einem derart hohen Zivilisationsniveau wie dem unserem kommen wir mit einer Öko-Schmal- spur-Energieproduktion auf keinen grünen Zweig. Die Gewinnung von Sonnenenergie in Großbritanni- en etwa wäre hoffnungslos ineffizient. Windenergie in dicht besiedelten Gebieten ist weitgehend nutzlos. (…) Aber die primäre Energiequelle, auf die die meis- ten Volkswirtschaften zurückgreifen würden, wenn die AKWs wirklich abgeschaltet würden, wäre (…) fossiles Öl. (…) Es gibt keine idealen Lösungen. Jede Form der Energiegewinnung hat ihren Preis. (…) (Der Standard, 23./24./25. April 2011, S. 34) Viele Kernkraftgegner/innen allerdings vermuten hin- ter solchen und ähnlichen Einschätzungen die Konzer- ne, die am Geschäft mit der Atomenergie oder mit dem Erdöl verdienen. Der mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnete Energieexperte Mycle Schneider hingegen meinte: L Mit der Katastrophe von Fukushima ist „das Ende des Atomzeitalters angebrochen. Jetzt muss end- lich intelligente Energiepolitik gemacht werden. Bis- her wurde alles über die Produktion geregelt. (…) In der EU muss eine andere Energiepolitik gemacht werden.“ (Der Standard, 17.3.2011, S. 7) „Die billigste Energie ist die, die man nicht braucht.“ Unter diesem Motto möchte die EU ihren Energieverbrauch bis 2020 um 20 Prozent verringern. Dazu sollen Gebäude besser isoliert werden, sparsamere E-Geräte und ver- brauchsärmere Flugzeuge und Autos entwickelt werden. Die EU-Kommissi- on hat die Ziele bisher noch nicht ver- bindlich festgeschrieben (Stand 2013). Anti-Atom- und Friedensbewegung Schon in den 1950er-Jahren fanden in der Bundesrepublik Deutschland erste Proteste gegen die Wieder- bewaffnung und den Plan statt, die deutsche Bundeswehr mit taktischen Atomwaffen auszurüsten. Aus der Widerstandsbewegung „Kampf dem Atomtod“ ging die „Ostermarschbe- wegung“ hervor. Sie gewann als Frie- densbewegung ab 1960 an Bedeutung. Anfang der 1960er-Jahre – im Kalten Krieg – demonstrierten amerikanische und europäische Pazifisten für eine Abrüstung der USA, Großbritanniens, Frankreichs und der Sowjetunion. Mit den Protesten gegen den Vietnamkrieg begann sich die Friedensbewegung auf internationaler Basis zu etablieren. Allerdings wurde die Friedensbewegung zunächst ver- dächtigt, von der Sowjetunion unterstützt zu sein, sozu- sagen die „fünfte Kolonne Moskaus“ zu bilden. In den Jahren 1982 und 1983 gelang es der Friedens- bewegung in Österreich, jeweils an die 100000 De- monstrantinnen und Demonstranten gegen die atomare Aufrüstung und für Atomwaffenfreiheit zu mobilisieren. Das waren die bis dahin mächtigsten Kundgebungen in der Zweiten Republik. Nach 1989 traten – besonders in Osteuropa und am Bal- kan – wieder konventionelle („voratomare“) Krisensitu- ationen ein. In den Kriegen im zerfallenden Jugoslawi- en zwischen 1991 und 1999 konnte die Friedensbewe- gung letztlich kaum etwas dazu beitragen, die Konflikte zu beruhigen und auf diplomatischem Wege zu lösen. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Stelle die Argumente der Gegner/innen und der Befür- worter/innen der friedlichen Nutzung der Kernenergie ge- genüber. Analysiere und bewerte diese. Erläutere die von dir bevorzugte Auffassung. 2. Analysiere die Zusammenhänge zwischen atomarer Auf- rüstung und Friedensbewegung. W Atomkraftwerke in Europa. Stand Mai 2011. 169 5 Die Vielfalt der sozialen Welt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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