Zeitbilder 7, Schulbuch
63 besondere Eisenerz, Holz, Erdöl, Magnesit. Vor allen Dingen aber lockten Geld- und Devisenvorräte, die angesichts der eigenen [= deutschen; Anm. d. A.] ka- tastrophalen Devisenlage dringend benötigt wurden. So verfügte die deutsche Reichsbank Ende 1937 nur noch über Devisen im Wert von rd. 90 Mio. Reichs- mark, während die deutsche Beute im März 1938 mit umgerechnet rund 1,4 Mrd. Reichsmark geradezu gi- gantisch war. Statt das Geld für Arbeitsbeschaffungs- maßnahmen zu verwenden und so die Arbeitslosen und Ausgesteuerten für den Staat zu gewinnen, hatte die Schuschnigg-Regierung der Währungsstabilität absoluten Vorrang eingeräumt und Devisen ange- häuft. (Steininger, Stationen auf dem Weg zum „Anschluß“, S. 99-152; in: Steininger / Gehler, (Hg.), Österreich im 20. Jahrhundert, Bd.1, 1997, S. 124) M7 Die Anweisungen von Propagandaminister Goebbels für die Volksabstimmung am 10. April 1938: 1.) Schmückung: Es ist selbstverständlich, dass die Schmückung der Häuser, Verkehrsmittel, Bahnhöfe u. e. mit Tannengrün sowie die allgemeine Beflag- gung auch für den Wahlsonntag gilt. 2.) Der Weckruf: Für den Wahlsonntag wird morgens sieben Uhr großes Wecken angeordnet (…) 4.) Bereitschaftsdienst der Kraftfahrkolonnen: Um allen Kriegsbeschädigten, Invaliden und Kranken und sonst körperlich Behinderten Gelegenheit zu geben, ihrer Wahlpflicht nachzukommen, ist vom Wahldienst der Gaue, Kreise bzw. Ortsgruppen und Stützpunkte ein entsprechender Automobildienst zu organisieren (…) 5.) (…) Die Wahllokale sind von Parteigenossen zu besetzen (…) 6.) Wahlmahnsdienst: Es stehen für den Wahlmahns- dienst zur Verfügung: SA, SS, NSFK, HJ, BDM, NS- Frauenschaft (…) Mahnzettel: Bei der ersten Mah- nung überreicht der Mahner eine schriftliche Mah- nung mit folgendem Text (…): „Sie haben Ihrer Wahl- pflicht noch nicht genügt. Auch Ihr Bekenntnis darf am heutigen Tag nicht fehlen. Also auf zur Wahl!“ Ab 13 Uhr ziehen HJ und Jungvolkabteilungen sin- gend bzw. unter Einsatz ihrer Musikzüge durch die ein- zelnen Orte. In Zwischenpausen mahnen ihre Sprech- chöre mit folgenden Texten:“ Ein Volk – Ein Reich – Ein Führer! Auf zur Wahl“ oder „Geht zur Wahl. Tut Eure Pflicht!“ oder „Euer Ja – Unsere Zukunft!“ Die zweite Mahnung erfolgt um 15 Uhr, um dann halbstündig wiederholt zu werden (…) (AVA, Bürckel-Akten, 1300; DÖW E 20.530; zit. nach Evan Burr Bukey, Die Heimatfront, S.465–498; in: Steininger/ Gehler, a. a. O.; S. 491 ff.) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe, wie die „Arbeiter-Zeitung“ die Ausschaltung des Parlamentes beurteilte (M1). Vergleiche damit die Er- klärung von Bundeskanzler Dollfuß, die er vor dem „Wiener christlichen Parteirat“ machte (M2). 2. Analysiere die Motive der Sozialdemokraten für ihren Aufruf im Februar 1934 (M3). Vergleiche sie mit der Dar- stellung von Dollfuß (M4). 3. Fasse zusammen, welche wirtschaftlichen Motive das nationalsozialistische Deutschland für einen Anschluss Österreichs hatte (M5). 4. Arbeite heraus, womit Bundeskanzler Schuschnigg in seinem Aufruf für ein „Ja“ bei der Volksbefragung warb. (M6) 5. Fasse die Anweisungen von Goebbels für die Volksab- stimmung am 10. April zusammen. Erörtere, inwiefern da- bei die Propaganda und die Ausübung von Druck eine Rolle spielten (M7). 2 Vom Ende der Demokratie bis zum „Anschluss“ W Plakat, 1938. Österreichische Nationalbibliothek. M6 Bundeskanzler Schuschniggs Aufruf zur Volksbefragung am 13. März 1938: Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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