Zeitbilder 8, Schulbuch

zeptierten Kroatien und Serbien einen Plan der UNO. UNO-Truppen wurden in die Krisengebiete entsandt. Krieg in Bosnien-Herzegowina Anfang 1992 verlagerte sich der Krieg nach Bosnien- Herzegowina, nachdem es als unabhängiger Staat an- erkannt worden war. Dort lebten 44% Muslime, 32% Serben und 17% Kroaten. Diese Bevölkerungsvielfalt führte im Verlauf des Krieges zu gegenseitigen Vertrei- bungen. Man wollte „ethnisch reine“ Gebiete schaffen (Ethnic Cleansing). Davon besonders betroffen war die muslimische Bevölkerung. Sie wurde in Internierungs- lager gezwängt und vielfach umgebracht. Frauen fielen massenhaft Vergewaltigungen zum Opfer. Vor allem in Srebrenica gedenken alljährlich die Hinterbliebenen ei- nes Massakers, bei dem ca. 8000 muslimische Buben, Männer und Greise von bosnischen Serben ermordet wurden. In der Friedensregelung von 1995 blieb Bosnien-Herze- gowina zwar formal als Einheit bestehen, doch setzt es sich aus zwei Teilstaaten (bosniakisch-kroatische Föde- ration und Serbische Republik) mit innerer Autonomie zusammen. Der Kosovo – der jüngste Nachfolgestaat? Die Aberkennung des Autono- miestatus durch Serbien (1989) verstärkte im Kosovo die regio- nale Unabhängigkeitsbewegung. 1992 wurde sogar in einer nicht anerkannten Wahl ein gemäßig- ter Präsident der „Republik Koso- va“ gewählt. Doch die radikalen Gruppen, die eine gewaltsame Loslösung des Kosovo von Serbien betrieben, erhielten immer mehr Zulauf. Die Kämpfe mit den serbi- schen Sicherheitskräften forderten zunehmend mehr Opfer unter der albanischen zivilen Bevölkerung. Massenvertreibungen und Mas- senhinrichtungen von Albanern führten zum militärischen Eingrei- fen der NATO. Sie rechtfertigte im März 1999 ihre Intervention damit, eine noch größere humanitäre Ka- tastrophe verhindern zu wollen. Nach einem 77 Tage dauernden Bombardement serbischer Städte und Einrichtungen stimmte Serbi- en dem Abzug seiner Truppen aus dem Kosovo zu. Die KFOR (Koso- vo-Force)Truppen der UNO über- nahmen die Kontrolle im Kosovo. Nach jahrelangen Bemühungen um eine gemeinsame Lösung pro- klamierte schließlich der Kosovo im Februar 2008 einseitig seine Unab- hängigkeit. Er ist damit der jüngste der sieben Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens, wurde bisher aber nur von etwa der Hälfte der Mitgliedsstaa- ten der UNO anerkannt. In Verhandlungen zwischen Serbien und dem Kosovo bemüht man sich um eine Beilegung des Konflikts. Dies ist nämlich eine Voraus- setzung dafür, dass die EU Beitrittsverhandlungen mit Serbien aufnimmt. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe die Karte hinsichtlich der ethnischen Vielfalt in den einzelnen Republiken. Erörtere unter Einbeziehung der Literaturstelle, inwieweit eine solche Vielfalt zu Konflik- ten führen muss, ob sie als Vorwand für andere Konfliktur- sachen (Rohstoffe, soziale Ungleichheit) dient oder auch zur Suche nach einem friedlichen Interessenausgleich an- regen kann. 2. Erörtere mögliche Folgen von „Ethnic Cleansing“ und de- ren Bewältigung der Erinnerung daran anhand des Fotos. 3. Seit 2004 ist Slowenien Mitgliedsstaat der EU; seit 2013 ist es Kroatien. Charakterisiere die aktuelle politische Dis- kussion um den EU-Beitritt der weiteren Nachfolgestaaten. W  Der Zerfall Jugoslawiens ab 1991. Erstellt 2011. 117 3 Weltpolitik der Gegenwart Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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