Zeitbilder 8, Schulbuch
Herausforderungen der Gegenwart • Der Fundamentalismus bietet ein geschlossenes Weltbild, das nicht am Denken der Aufklärung orientiert ist. • In allen Religionen bildeten sich fundamentalistische Strö- mungen heraus. Vor allem fundamentalistische muslimische Bewegungen bekämpfen die Verwestlichung in ihren Län- dern. • Neben dem innerstaatlichen Terrorismus – wie z. B. der RAF in der BRD oder der IRA in Nordirland – macht sich seit den Anschlägen vom 11.9.2001 der transnationale Terrorismus, v. a. von Al Qaida in der westlichen Welt (z. B. USA) aber auch in islamischen Staaten (z. B. Pakistan, Afghanistan, Irak) durch Bombenanschläge bemerkbar. Der Krieg gegen den Terrorismus führte u. a. zum völkerrechtswidrigen 3. Golfkrieg gegen den Irak (2003) und zum Kampfeinsatz der NATO gegen aufständische Taliban in Afghanistan. • Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Zentral- wirtschaft und der Auflösung der Sowjetunion (1989-1991) setzten sich weltweit neoliberale Wirtschaftsvorstellungen durch: Rückzug des Staates als Unternehmer, Produktivitäts- steigerung, Gewinnmaximierung, Abbau möglichst aller Han- delsbeschränkungen und Rückbau des Sozialstaates. Durch diese Form des Wirtschaftens spalten sich die Gesellschaf- ten verstärkt in eine Minderheit von Gewinnern und in eine Mehrheit von Verlierern. Dies könnte den sozialen Frieden und die Demokratie gefährden. Gegenbewegungen wie ATTAC versuchen auf globaler Ebene die wirtschaftliche Entwicklung an den Bedürfnissen der Menschen und am Schutz der Um- welt auszurichten. • Die Weltbevölkerung überschritt im Jahr 2011 die 7-Milliar- den-Grenze. Die Probleme in der Entwicklung der Weltbe- völkerung sind seit der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo (1994) und der Weltfrauenkonferenz in Beijing (1995) mit der Gleichberechtigung der Geschlechter, vor allem mit der Gesundheit sowie mit der Bildung von Frauen verbunden. Bildung und wirtschaftliche Möglichkeiten für Frauen werden in der Familienplanung nun gegenüber staatlichen Kontrollen bevorzugt. In Österreich sinkt seit Jahrzehnten die Geburten- rate, doch durch Zuwanderungen wird die Bevölkerungszahl in Österreich bis 2030 auf ca. 9 Mio. Menschen zunehmen. • NGOs sind meist große, international vernetzte Organisati- onen, wie Rotes Kreuz, Amnesty International, Greenpeace etc. Sie setzen sich weltweit für die Durchsetzung und Einhal- tung der Menschenrechte und für die Erhaltung einer lebens- werten Umwelt ein. Dies wird auch von der UNO seit 1993 (UN-Konferenz in Wien) anerkannt. Eine wesentliche Heraus- forderung bei der Arbeit zahlreicher NGOs bildet neben der umstrittenen „Mobilization of Shame“ eine an nachhaltiger Entwicklung ausgerichtete Kooperation mit den Staaten, der Wirtschaft und der Bevölkerung. • Die Armut ist ein weltweites Problem (bis zu einer Milliarde Kinder lebten 2009 in Armut). UNO-Weltkonferenzen bemü- hen sich um Verringerung der weltweiten Armut durch eine angemessene Entwicklungspolitik: UNO-Weltkonferenzen zur Durchsetzung der Menschenrechte (Wien 1993), zur Weltbevölkerungsentwicklung (Kairo 1994) und zur Frauen- förderung (Beijing 1995) sowie Milleniumsgipfel 2000 zur Armutsbekämpfung in New York. Zur Kennzeichnung für das Wohlergehen oder die Armut in einem Land werden neben dem Erwerbseinkommen und Vermögen zunehmend auch Gesundheit und Bildung heran- gezogen. Grundbegriffe Armut/Armutsbekämpfung Haushal- te gelten in der EU als armuts- und aus- grenzungsgefährdet, wenn das gewichte- te Pro-Kopf-Einkommen eines Haushalts unter 60% des durchschnittlichen Pro- Kopf-Einkommens liegt und wenn Beein- trächtigungen in der alltäglichen Lebens- führung auftreten sowie das Risiko einer geringen Erwerbstätigkeit gegeben ist. Nach traditioneller Auffassung der Welt- bank gilt eine Person dann als arm, wenn dieser weniger als 1,25 Dollar pro Tag in der Kaufkraft des jeweiligen Landes zur Verfügung steht. Mittlerweile wird inter- national aber ein Multidimensional Po- verty Index verwendet: Dieser berücksich- tigt neben Einkommen und Vermögen der Haushalte auch die Lebenserwartung (Gesundheit, Ernährung, Hygiene) sowie den Bildungsgrad (Alphabetisierungs- grad, Einschulungsrate) der Bevölkerung. Bevölkerung Die 7-Milliarden Grenze wurde im Jahr 2011 überschritten. Staat- liche Bevölkerungspolitik ist auf lange Sicht dann wirksam, wenn die Gleichstel- lung der Geschlechter in allen Bereichen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens gefördert wird. Die zunehmende Alterung der Gesellschaft führt auch in Österreich zu neuen gesellschaftlichen Herausforde- rungen. Fundamentalismus Der Begriff ist zu Beginn des 20. Jh. in den USA entstan- den. Sein herausragendes Kennzeichen ist die irrtumlose Unfehlbarkeit von religi- ösen Grundüberzeugungen. Fundamen- talisten finden sich in allen Religionen. Globalisierung Darunter versteht man die weltumspannende Vernetzung von Wirtschaft und Politik. Eine wesent- liche Grundlage dafür bieten die neuen Technologien in Telekommunikation und Mikroelektronik. Sie erlauben es, Daten in Sekundenbruchteilen („Echtzeit“) welt- weit (= global) auszutauschen, in riesigen Mengen zu speichern, in Sekunden zu verarbeiten und jederzeit verfügbar zu machen. Transnationale Konzerne spie- len nationale Regierungen v. a. in wirt- schaftlichen Belangen (z. B. Steuern, In- vestitionen) oftmals gegeneinander aus. Die Chancen der Globalisierung werden in einem globalen Ausgleich gesehen. NGOs – Non Governmental Organiza- tions; Der Begriff wurde erstmals 1949 von der UNO gebraucht. NGOs handeln autonom, vom Staat getrennt. Sie verfol- gen keine gewinnorientierten Interessen. Sie werden durch Spenden und ehren- amtliche Mitarbeit unterstützt. Terrorismus/Terroristen Man ver- sucht politische Ziele mit Gewalt durch- zusetzen (z. B. RAF, IRA, Al Qaida). Ter- roristen sehen sich selbst als moralisch legitimierte Freiheitskämpfer für eine ge- rechtere Welt gegen eine unterdrückende Herrschaft. Von bestehenden politischen Systemen (Staaten) werden Terroristen als bedenkenlose Gewalttäter gesehen. 139 3 Weltpolitik der Gegenwart Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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