Zeitbilder 8, Schulbuch
–– ein System von Abschlüssen, die leichter anzuerken- nen und besser vergleichbar sind; –– ein zweistufiges System von Studienabschlüssen: ein erster, berufsqualifizierender Teil von mindestens drei Jahren (meist als „Bachelor“ bezeichnet), und ein zweiter Teil (Master); –– ein Leistungspunktesystem („European Credit Trans- fer System“, ECTS-Modell genannt), das bei Aus- tauschmaßnahmen im Rahmen von Erasmus zur An- wendung kommt; –– die Mobilität von Studierenden, Lehrkräften und Wis- senschafterinnen und Wissenschaftern; –– die europäische Zusammenarbeit im Bereich der Qualitätssicherung. Im Jahr 2011 beteiligten sich 47 Länder am „Bologna- Prozess“. Auch die meisten österreichischen Studien- gänge sind bereits auf das Bologna-Modell umgestellt worden. Trotz der Fortschritte bei der Vereinheitlichung und Modernisierung des europäischen Hochschulsys- tems gibt es „Bologna“ gegenüber auch kritische Stim- men von Studierenden und Lehrenden: Meistens wer- den nicht die Ziele, sondern die Umsetzung kritisiert. Studierende klagen unter anderem über die Verschu- lung und die Arbeitsüberlastung aufgrund der gestraff- ten Ausbildungsform. Manche sind frustriert, dass eige- ne Interessensschwerpunkte schwieriger einzubringen sind. Beispiel: Arbeiten in der EU Ein wichtiges europäisches Bürgerrecht ist die „Frei- zügigkeit“: Sie bedeutet nämlich, dass jede/r einzelne EU-Bürger/in in einem anderen Mitgliedsstaat leben, arbeiten und wohnen darf. Diese Freiheit für Arbeitneh- mer/innen besteht seit der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im Jahr 1957. Sie beinhaltet: –– das Recht auf Arbeitssuche in einem anderen Mit- gliedstaat; –– das Recht, in einem anderen Mitgliedstaat zu arbeiten; –– das Recht, sich zu diesem Zweck dort aufzuhalten; –– das Recht dort zu bleiben; –– das Recht auf Gleichbehandlung beim Zugang zur Beschäftigung, bei den Arbeitsbedingungen und al- len anderen Vergünstigungen, die dazu beitragen, die Integration der Arbeitnehmerin oder des Arbeit- nehmers im Aufnahmeland zu erleichtern. –– Nahe Familienangehörige wie Ehepartnerinnen und Ehepartner, Kinder und Eltern haben das Recht, sich mit der Arbeitnehmerin oder dem Arbeitnehmer im Aufnahmestaat aufzuhalten. Diese Freizügigkeit findet auch in den Mitgliedstaaten des Europäischen Wirtschaftsraumes (EU-Staaten plus Island, Liechtenstein und Norwegen) Anwendung. Mit der Schweiz wurden Vereinbarungen getroffen, die den EU-Regeln sehr nahe kommen. Die Möglichkeit, in einem Wirtschaftsraum von ca. 500 Millionen Menschen leben und arbeiten zu können, er- öffnet viele Perspektiven: Der Arbeitsmarkt ist interna- tional geworden. Im Zeichen der Globalisierung bieten sich so gerade jungen Menschen Chancen, berufliche und private Erfahrungen auf einer internationalen Ebe- ne zu machen. Der Erwerb von Sprachkompetenz, Fle- xibilität, Toleranz und interkulturellem Wissen erhöht die Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt. Im Jahre 2010 lebten 12 Millionen Europäerinnen und Europäer im EU-Ausland. Die Europäische Union fördert mit der „Europäischen Beschäftigungsstrategie“ vielfältige Maßnahmen, um in der gesamten EU mehr und bessere Jobs zu schaf- fen. Dennoch entwickelte sich in der EU die Jugend- arbeitslosigkeit zu einem immer größeren Problem (im EU-Durchschnitt sind mehr als 20% der 15–24 Jährigen ohne Beschäftigung; Stand: 2013). Fragen und Arbeitsaufträge 1. Nenne wichtige Maßnahmen und Projekte der EU im Zusammenhang mit dem Thema Bildung und Arbeit. Be- rücksichtige dabei die Begriffe „Erasmus-Programm“, „Bo- logna-Prozess“ und „Freizügigkeit“. 2. Diskutiert in der Klasse, welche Bedeutung sie für euer späteres Leben haben könnten. Ich und die EU, EU im Alltag ... arbeite: - soziale Mindeststandards - Arbeitnehmer- und Dienstleistungsfreiheit - Europäische Betriebsräte - gemeinsame stabile Währung - Gleichberechtigung von Mann und Frau ... bin gesund: - sauberes Trinkwasser - schadstoffarme Atemluft - regulierter Straßenlärm - Verbot von Pestiziden in der Landwirtschaft - keine krebserregenden Stoffe in der Kosmetik ... habe Kinder: - Schüler- und Studentenaustausch - Vereinheitlichung der Bildungsabschlüsse - Anerkennung von Ausbildungs- abschlüssen im europäischen Ausland ... kaufe ein: - Gewährleistungsfrist auf Konsumgüter - klare Kennzeichnung von Lebensmitteln - hohe Hygieneanforderungen an Fleischwaren - Schutz bei Einkäufen im Internet - Ausnutzung von Preisvorteilen durch freien Einkauf in anderen EU-Ländern ... fahre weg: - Passagierrechte im Flugverkehr - keine Lockvogelangebote von Fluggesellschaften - Reisen ohne Grenzkontrollen - europäische Krankenversicherungskarte - niedrigere Handygebühren bei Anrufen aus dem Ausland nach Hause - klare Kennzeichnung und hohe Wasserqualität an Badestränden ICH ... und wie die EU mich betrifft W Bundeszentrale für politische Bildung, 2009. Beschreibe die Inhalte des Schaubildes. Erörtere dann, welche Bereiche dich persönlich betreffen. 71 2 Die Europäische Union Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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