Zeitbilder 8, Schulbuch
3. Weltmächte der Gegenwart 3.1 Die USA – alleiniger globaler Führungsanspruch Globaler Führungsanspruch der US-amerikanischen Politik Nach dem Ende des Kalten Krieges (1990/91) erhoben sowohl Präsident George W. Bush sen. als auch sein Nachfolger Bill Clinton den Anspruch, die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wertvorstellun- gen der USA weltweit durchzusetzen. Präsident Bush sen. bezeichnete im Jahr 1992 die Veränderungen der letzten Jahre als von „nahezu biblischem Ausmaß“. Amerika habe den Kalten Krieg und den Kampf gegen den Kommunismus durch die „Gnade Gottes“ gewon- nen. „Eine einstmals in zwei bewaffnete Lager geteilte Welt erkennt heute die einzige und überragende Macht an: die Vereinigten Staaten von Amerika.“ Bill Clinton, Bushs Nachfolger ab 1993, hat dieses Selbstverständnis der politischen Führung der USA wiederholt bestätigt. Nach dem Politikwissenschafter Werner Link haben dieser Anspruch und die selbst auferlegte Verpflichtung zur weltweiten Führung folgende Ziele: L Erhaltung der Spitzenposition der USA, Verhin- derung einer den USA feindlich gegenüberste- henden Hegemonie auf dem europäischen Kontinent oder im asiatisch-pazifischen Raum, Ausbreitung der westlichen Demokratie und des amerikanischen Wertesystems, Öffnung und Sicherung der Märkte für amerikanische Kapitalinvestitionen, Waren und Informationen. (Link, Die Neuordnung der Weltpolitik, 2001, S. 133; ebenso die ein- leitenden Zitate) Der 11. September 2001 und seine Folgen Doch die Terroranschläge von New York und Washing- ton am 11. September 2001 erschütterten dieses Selbst- bewusstsein. In den USA wurden die innere Sicherheit (Gründung eines eigenen Departments of Homeland Security) und der Krieg gegen den Terrorismus zu be- herrschenden politischen Themen. US-Präsident George W. Bush jun. charakterisierte den „Krieg gegen den Terrorismus“ als Kampf zwischen „Gut“ und „Böse“, in dem die Welt klar Stellung „für“ oder „gegen“ die USA beziehen müsse. Das führte al- lerdings nicht zu einer bedingungslosen Bereitschaft der Regierungen zur Kooperation mit den USA. Die Monatszeitung „Le Monde diplomatique“ kommentier- te im Jänner 2003 die Folgen des 11. September so: L Die Attentate des 11. September 2001 haben die weltpolitische Lage in zweierlei Hinsicht verän- dert. Zum einen verschafften sie der neuen US-Ad- ministration unter George W. Bush die unverhoffte Legitimation für einen rückhaltlosen militärischen Interventionismus, wie ihn die USA seit Vietnam nicht mehr praktiziert hatten. Zum anderen veran- lasste der 11. September den russischen Staatsprä- sidenten Wladimir Putin (…) zu einer politischen Neubestimmung. Der Kreml-Chef (…) verzichtete auf jeden Versuch, die durch die Attentate ausgelös- te US-Offensive einzudämmen. (Le Monde diplomatique, Jänner 2003, S. 4) Die Urheber dieser Anschläge waren für die Strafak- tionen der USA nicht leicht erreichbar. Daher wurden Staaten, die von den USA der Förderung des Terrors verdächtigt wurden, zu „Schurkenstaaten“ erklärt. Ge- gen sie sollte militärisch vorgegangen werden. Wäh- rend es für den Krieg gegen Afghanistan zum Sturz Die USA unter Präsident Clinton in der Rolle des Vermittlers: Die Foto- grafie zeigt den historischen Händeschlag des israelischen Ministerprä- sidenten Rabin (links) und des Führers der Palästinenser Arafat (rechts). Die Bemühungen um eine Lösung im Nahost-Konflikt scheiterten bisher jedoch immer wieder. Das Bild wurde am 13. September 1993 aufge- nommen. Fotograf: Gary Hershorn/Reuters. Bearbeite das Bild nach der Methode „Fotografien analy- sieren“ (vgl. Zeitbilder 7, S. 14 f.). Interpretiere in diesem Zusammenhang die Geste Clintons. 11. September 2001: Das World-Trade-Center, das Zentrum der Welt- wirtschaft, stürzte nach einem Terrorangriff zusammen. 90 Nur zu Prüfz ecken – Eigentum des Verlags öbv
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