Zeitbilder 8, Schulbuch
3.3 China – eine neue Supermacht Keine politische Liberalisierung bis heute Seit 1978 begann die Modernisierung und Liberalisie- rung des Wirtschaftssystems in China (vgl. Zeitbilder 7, S. 133). Doch das politische System blieb von Reformen ausgenommen. Dies zeigte sich im Herbst 1988 in Tibet, wo Demonstrationen gegen die seit 1956 bestehende Herrschaft Chinas mit Polizei- und Militärgewalt nie- dergeschlagen wurden. Bis heute verbietet China die Rückkehr des Dalai Lama. Im Frühsommer 1989 for- derte besonders die studentische Jugend eine Demo- kratisierung der politischen Ordnung. Sie versammelte sich in Beijing tagelang auf dem Platz des Himmlischen Friedens und verlangte Verhandlungen mit der Regie- rung. Anfang Juni 1989 wurde diese Demokratiebe- wegung jedoch mit Panzern niedergewalzt. Viele der jungen Menschen wurden verhaftet und zu hohen Ge- fängnisstrafen verurteilt. Noch im Jahr 2010 wurde dem chinesischen Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo nicht gestattet, den Preis entgegen zu nehmen. Wachsende regionale und soziale Ungleichheit Der wirtschaftliche Aufschwung in China führte zu einem rasch wachsenden Gefälle des Reichtums zwi- schen einzelnen Regionen und Bevölkerungsgruppen. Herrschte vor 25 Jahren noch eine weitgehende „Egali- tät der Armut“, so gehört China heute zu jenen Ländern der Welt mit den größten Einkommensunterschieden. Während die Außenwelt meist nur die großen Metropo- len und wohlhabenden Küstenregionen mit ihren glit- zernden Megastädten vor Augen hat, gibt es im Inneren des Landes weit ärmere Provinzen. Viele Menschen aus den ländlichen Gebieten verdingen sich massenhaft als 1989 begann der Zerfall des kommunistischen Systems in Europa. Im Juni kam es in Peking auf dem „Platz des Himmlischen Friedens“ zu einer großen Demonstration für mehr Demokratie. Panzerverbände überrollten protestierende Jugendliche und Studierende. Mehr als 3 000 Menschen kamen dabei ums Leben (Fotografie „Tank Man“, 5.Juni 1989). Der chinesische Schriftsteller, Systemkritiker und Menschenrechtler Xiabo unterstützte mit 302 anderen Intellektuellen das im Internet ver- öffentlichte Bürgerrechtsmanifest „Charta 08“. Er wurde im Dezember 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt. Wanderarbeiter in den Städten und auf Großbaustellen. Aber es weisen zahlreiche ländliche Gebiete aus der Sicht der Regierung in Beijing ein bedrohliches Maß an sozialer Unzufrie- denheit auf. Es sind heute nämlich nicht mehr nur die Men- schenrechtsaktivis- ten, die mit Protes- ten gegen fehlende Freiheiten die Partei und Bürokratie her- ausfordern, sondern auch entlassene Arbeiterinnen und Arbeiter, unbezahl- te Arbeitsmigran- tinnen und Arbeits- migranten, um ihr Land betrogene Bäuerinnen und Bauern und ethni- sche Minderheiten wie z. B. die musli- mischen Uiguren. 94 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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