Literaturräume, Schulbuch
108 sturm unD Drang (1770–1785/90) „Der Schwarze in der Zuckerplantage“ zeigen sein Engagement. Dass damals die ersten grundlegenden Debatten über die Rechtmäßigkeit kolonialer Herrschaft und Sklaverei geführt wurden, fußt auf Reiseberichten, welche die Gewalttaten der Europäer an den Eingeborenen darstellen. Gottfried August Bürger Der Schwarze in der Zuckerplantage Weit von meinem Vaterlande Muss ich hier verschmachten und vergehn; Ohne Trost, in Müh und Schande; Ohhh die weißen Männer!! klug und schön! Und ich hab den Männern ohn Erbarmen Nichts getan. Du im Himmel! hilf mir armen Schwarzen Mann! Bürger: Fürstenanklage statt Fürstenlob Als „vir illustris“ nach Art der römischen Kaiser lassen sich die Fürsten anreden, als die Erleuchteten und vom Licht Durchstrahlten: „Erlaucht“ und „Durchlaucht“ sind ihre Titel. Gottfried August Bürgers Gedicht möchte anhand der Taten der Fürsten beweisen, dass dies Anmaßung ist. Nicht „Licht“ kommt von den Fürsten, keine „Aufklärung“, sondern Unterdrückung. Der Bauer an seinen durchlauchtigsten Tyrannen Wer bist du, Fürst, dass ohne Scheu Zerrollen mich dein Wagenrad, Zerschlagen darf dein Ross? Wer bist du, Fürst, dass in mein Fleisch Dein Freund, dein Jagdhund, ungebläut Darf Klau’ und Rachen haun? Wer bist du, dass, durch Saat und Forst, Das Hurra deiner Jagd mich treibt, Entatmet, wie das Wild? – Die Saat, so deine Jagd zertritt, Was Ross, und Hund, und du verschlingst, Das Brot, du Fürst, ist mein. Du Fürst hast nicht, bei Egg und Pflug, Hast nicht den Erntetag durchschwitzt. Mein, mein ist Fleiß und Brot! – Ha! du wärst Obrigkeit von Gott? Gott spendet Segen aus; du raubst! Du nicht von Gott, Tyrann! Bürgers Anklage und die Realität Immer wieder machten auch die Bauern im Herzogtum SachsenWeimar den Herzog auf Jagdschäden und die Auswirkungen des unkontrollierten Wildbestands aufmerksam, wie zum Beispiel im folgenden Brief, in Original schreibung der Quelle: 2 4 6 8 10 12 14 16 18 2 4 6 8 AUFGABEN > Bestimmen Sie die unterschiedlichen Zielscheiben der Kritik in den beiden Texten! Auf wem ruht die Hoffnung des „schwarzen Mannes“? > Welche Willkürtaten des Fürsten lassen sich aus Bürgers Text herauslesen? Womit „beweist“ Bürger, dass der Fürst weder „Durchlaucht“ noch von Gott eingesetzt ist? Unterstreichen Sie die Vorsilben der Verben; welche Bedeutung ist den meisten Vorsilben gemeinsam? > Bestimmen Sie in Bürgers Text das dominierende Stilmittel und die Satzarten der Strophen! Welche inhalt liche Änderung würde sich ergeben, wenn der letzte Vers auch als Fragesatz gestaltet wäre? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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