Literaturräume, Schulbuch
120 Friedrich Maximilian Klinger: „Fausts Leben, Taten und Höllenfahrt“ (1791) Faust erfindet den Buchdruck und findet den Kontakt zur Hölle Auch der Faust aus Klingers Roman „Fausts Leben, Taten und Höllenfahrt“ hat sich eingehend mit Philosophie und Theologie befasst, doch letzten Sinn hat er darin nicht gefunden. Deshalb sucht er Zuflucht in der Magie. Auf magische Weise erfindet er die Buchdruckerkunst. Gleichzeitig entdeckt er die Möglichkeit, den Teufel zu beschwören. Fausts Leiden an der Ungerechtigkeit der Welt Für die Entwicklung des Buchdrucks setzt Faust sein ganzes Vermögen ein. Er glaubt, damit Bildung, Wissen, Vernunft fördern zu können und den Menschen Glück zu bringen. Doch die Menschen reagieren mit Gleich gültigkeit. Sie haben wenig übrig für diese „Demokratisierung des Reiches der Wissenschaft“ . Nicht einmal seine Familie kann Faust mit dieser Erfindung ernähren, diese Ungerechtigkeit der Welt bedrückt ihn: faust, Das revoltIerenDe unD enttäuschte sturm-unD-Drang-kraftgenIe Das 2. faust-fenster: Faust sucht Satan Fausts Beschwörungsrufe dringen hinab in die Hölle. Satan schickt Faust den Höllenfürsten Leviathan, „den ge- schmeidigsten Verführer, den grimmigsten Hasser des Menschengeschlechts“ . Leviathan begleitet Faust auf einer Reise um die Welt. Faust findet die Menschen voll Bosheit, Geldgier, Neid und Machtgier. Durch die Verfüh rungen Leviathans moralisch verdorben und sich selbst zum Ekel geworden, hofft Faust, durch die Rückkehr in die bürgerliche Ordnung und zu seiner Familie Ruhe und Frieden wiederzufinden. Doch Leviathan zeigt ihm, welches Elend Satan über seine Familie gebracht hat. Fausts Frau und die jüngeren Kinder sind zu Bettlern ge worden, der älteste Sohn zum Dieb, die Tochter zur Prostituierten. In Verzweiflung und wildem Aufbäumen ge gen Gott, der sich für ihn nur „in Zerstörung“ zeigt, überlässt sich Faust dem Teufel, der ihn, „wie der mutwillige Knabe eine Fliege, zerreißt, […] den Rumpf und die blutenden Glieder mit Ekel und Unwillen auf das Feld streut […] und mit seiner Seele zur Hölle fährt“ . Johann Wolfgang von Goethe: „Urfaust“ (1769–1775) Der Beginn von 60 Jahren Beschäftigung mit Faust Goethe kannte den FaustStoff nach eigenen Angaben als Puppenspiel. 1770 gastierte eine Theatertruppe mit einer Übersetzung des Marlowe’schen Faust in Straßburg. Goethes Besuch der Aufführung ist wahrscheinlich. 1769–75 entsteht in Leipzig, Straßburg und Frankfurt der „Urfaust“. Er ist nur in einer einzigen handschriftlichen Abschrift erhalten, die erst 1887 entdeckt wurde. Der „Urfaust“ enthält bereits wesentliche Teile der endgültigen Von dieser stolzen Hoffnung so tief herabgesunken, gedrückt von einer schweren Schuldenlast, die er sich durch leichtsinnige Lebensart, übertriebene Freigebigkeit, unvorsichtige Bürgschaften und Unterstützung falscher Freunde auf den Hals gezogen, warf er einen Blick auf die Menschen, sein Groll färbte ihn schwarz, sein häusliches Band, da er seine Familie nicht mehr zu erhalten wusste, ward ihm zur Last […]. Er nagte an dem Gedanken, wie und woher es käme, dass der fähige Kopf und der edle Mann überall unterdrückt, vernachlässigt sei, im Elende schmachte, während der Schelm und der Dummkopf reich, glücklich und angesehen wären. […] 2 4 6 8 10 12 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=