Literaturräume, Schulbuch
217 Der leseraum AUFGABEN 2 „Schad um den Hund!“ Marie von Ebner-Eschenbach: „Krambambuli“ (1884) Der Hund heißt wie der Schnaps Aus Wacholder, in manchen Gegenden „Kranewitt“ genannt, wird vielerorts Schnaps gemacht. Zu „Kranewitt“ gehört auch das Wort Krambambuli, das einen solchen Schnaps bezeichnet. Für 12 Flaschen Schnaps erhält der Revierjäger Hopp imWirtshaus den Hund „Krambambuli“ von einem heruntergekommenen Kerl, „noch jung und doch so fahl wie ein abgestorbener Baum, mit gelbem Haar und gelbem spärlichem Bart“ . Der Kauf ist vollzogen, Hopp verlässt das Wirtshaus: Dem Jäger lachte das Herz im Leibe über den prächtigen Handel, den er gemacht. Er stand nun auf, ergriff die Leine, die zu verknoten dem Vazie- renden 1 endlich gelungen war, und fragte: „Wie heißt er denn?“ – „Er heißt wie das, wofür Ihr ihn kriegt: Krambambuli“, lautete die Antwort. – „Gut, gut, Krambambuli! So komm! Wirst gehen? Vor- wärts!“ – Ja, er konnte lange rufen, pfeifen, zerren – der Hund gehorchte ihm nicht, wandte den Kopf demjenigen zu, den er noch für seinen Herrn hielt, heulte, als dieser ihm zuschrie: „Marsch!“ und den Befehl mit einem tüchtigen Fußtritt begleitete, suchte sich aber immer wieder an ihn heranzudrän- gen. Erst nach einem heißen Kampfe gelang es Herrn Hopp, die Besitzergreifung des Hundes zu vollziehen. Gebunden und geknebelt musste er zuletzt in einem Sacke auf die Schulter geladen und so bis in das mehrere Wegstunden entfernte Jäger- haus getragen werden. Zwei volle Monate brauchte es, bevor der Krambambuli, halb totgeprügelt, nach jedem Fluchtversuche mit dem Stachelhalsband an die Kette gelegt, endlich begriff, wohin er jetzt gehöre. Dann aber, als seine Unterwerfung vollstän- dig geworden war, was für ein Hund wurde er da! Keine Zunge schildert, kein Wort ermisst die Höhe der Vollendung, die er erreichte, nicht nur in der Ausübung seines Berufes, sondern auch im täglichen Leben als eifriger Diener, guter Kamerad und treuer Freund und Hüter. Auf 12 Seiten komprimiert die Autorin nun tödliche soziale Auseinandersetzungen. Sie schildert den „mora lischen“ Konflikt eines Hundes und in Hopp einen Menschen, bei dem die Hörigkeit gegenüber den Autoritäten ihr Ventil im Terror gegenüber den ihm Ausgelieferten findet. Charakteristisch für den Realismus ist, dass die Autorin durch eine tatsächliche Begebenheit zum Schreiben der Novelle angeregt wurde. 1 Vagabunden Marie von EbnerEschenbach 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 > Holen Sie in Gruppen und eventuell in Zusammenarbeit mit den Fächern Geschichte und Geographie Informationen ein zu Bau (20.000 Arbeiter und Arbeiterinnen, 1000 Tote), technischen Problemen und Geschichte der Semmeringbahn und zur Begründung der UNESCO, die Bahn in das Weltkulturerbe aufzunehmen. Folgende Adressen sind dabei nützlich: http://cusoon.at/semmeringbahn http://www.semmeringbahn.at/geschichte.php; http://whc.unesco.org/pg.cfm?cid=31&id − site=785. > Lesen Sie Peter Roseggers Eindrücke von seiner Fahrt als Bub auf der Semmeringbahn kurz nach Bauende 1854! Der Text „Als ich das erste Mal auf dem Dampfwagen saß“ ist zum Beispiel verfügbar im Band „Als ich noch der Waldbauernbub war“ oder unter http://gutenberg.spiegel.de/rosegger/. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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