Literaturräume, Schulbuch

dabei entsteht, ist – neutral formuliert – der Text. […] Für manche Werke sind umfangreiche Vorar- beiten und Nachforschungen erforderlich, andere können zügig hingeschrieben werden. Empfindsame Naturlyrik oder Liebesgedichte lassen sich natürlich nicht auf Abruf und nicht jeden Tag schreiben; ihre Entstehung ist von Stimmungen und besonderen Umständen abhängig. 231 grenzenlos | auf Den punkt gebracht auf Den punkt gebracht Der poetische Realismus auf den Punkt gebracht • Ein von der politischen Entwicklung enttäuschtes, von demokratischer Mitbestimmung weitgehend ausgeschlossenes Bürgertum kompensiert mangelnden politischen Einfluss durch wirtschaftliche Bedeutung und geistige Bildung. • Die Literatur erhält einen resignativen Grundzug, die Verhältnisse werden als nicht oder kaum veränderbar empfunden. „Verklärung“ der Wirklichkeit ist ihr Programm, was nicht Idyllisierung bedeutet, aber den Abstand zwischen „nackter“ Realität und Literatur betonen will. • Feuerbach („Mensch schafft Gott“), Schopenhauer („Unfreiheit des menschlichen Willens“) und Darwin („Auslese der Tüchtigsten“) beeinflussen die Literatur. Allerdings wird Darwin fälschlicherweise auch zur Legitimierung von Unterdrückung missbraucht („Recht des Stärkeren“). • Drei geographische Gruppierungen lassen sich bestimmen: Österreich – Saar, EbnerEschenbach, Rosegger, Anzengruber –, Schweiz – Keller, C. F. Meyer –, Norddeutschland – Fontane, Storm, Raabe, Wilhelm Busch, Hebbel. • Saar bringt in den „Steinklopfern“ eine der ersten Darstellungen der Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts, auch wenn die Novelle etwas klischeehaft endet; Kritik am Autoritätsgehabe bringt EbnerEbschenbach in „Krambambuli“; die Texte Roseggers analysieren mit Scharfsinn die Veränderung von Sozialgefüge und Natur durch die Industrialisierung. • Gottfried Kellers Erzählungen und Novellen („Romeo und Julia auf dem Dorfe“) schildern häufig den Konflikt zwischen dem Einzelnen und den wirtschaftlichen Verhältnissen. • Fontanes Romane nehmen oft ein besonders aktuelles Thema der Zeit auf: die Stellung der Frau in der Gesellschaft; diese Thematik zeigt sich auch bei Ibsen, Tolstoj, Flaubert und in den ersten Bemühungen um die Emanzipation von weiblicher Seite (Hedwig Dohm). • C. F. Meyers Gedicht „Der römische Brunnen“ verdeutlicht beispielhaft die Arbeit des Dichtens. 40 42 44 46 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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