Literaturräume, Schulbuch
386 DIe gegenWartslIteratur – mIt österreIchschWerpunkt Jelineks Homepage Im „Sportstück“ schaltet sich die Autorin als „Elfi Elektra“ selbst ein. Hauptthema ihrer Wortmeldungen: Resignation über die Aussichtslosigkeit, als Schriftstellerin öffentlich Wirkung erreichen zu können. „Es ist ja in- zwischen egal, was ich sage“ , bemerkt Elfi Elektra im Stück. In vielen Interviews hat Jelinek ihre Resignation wie derholt. Ihre Konsequenz: Sie lädt ein, ihre Homepage zu besuchen, auf der sie „sozusagen halbprivat, in meinem eigenen Zimmer, ein politisches Tagebuch“ schreibt. 9 „Wer bei der Herde bleibt, ist sicher.“ Barbara Frischmuth: „Die Klosterschule“ (1968) Bilder aus dem Schulalltag In 14 Skizzen aus dem Alltag einer klösterlichen Internatsschule entwirft Frischmuth in ihrer ersten Prosaveröf fentlichung das Bild autoritärer Erziehung. „Wir sollen, ob wir wollen oder nicht, unseren Willen einem höheren unterordnen“ , heißt der erste Erziehungsgrundsatz, denn „wer bei der Herde bleibt, ist sicher“ . Aus ihm folgt der zweite, spezifisch auf die Mädchenund Frauenrolle zielende: dem „Gatten zu dienen und ihm untertänig zu sein“ . Frischmuth erzählt aus der Perspektive eines der Mädchen im Internat, das die geltenden Erziehungsregeln teils wortgetreu, teils in kindlichnaiver Sprache wiedergibt. Frischmuth entlarvt die Leere und Manipulierbarkeit der gebrauchten Formeln. Von den „Oberen“ werden häufig Bibelzitate, Gebetsformeln, Sätze aus dem Katechismus und der Liturgie – eine Art „Klosterjargon“ – benutzt. Auch die Sprache der Mädchen ist brav, unterwürfig, an gepasst. Sie haben sich daran gewöhnt, dass ihnen das Individuelle ausgetrieben werden soll. Der Autorin, selbst Internatsschülerin, geht es aber nicht ausschließlich um eine Klosterschule, „sondern um Zwänge überhaupt, das heißt geschlossene Systeme, die man Kindern in frühen Jahren sozusagen ins Hirn setzt und aus denen sie kaum je ausbrechen können. Es sei denn, mit einer enormen Anstrengung. Ich habe die Klosterschule nur genommen, weil ich hier am authentischsten sein konnte.“ Die geschlossenen Systeme Hierarchisch aufgebaute Institutionen wie Schulen, besonders Internate, aber auch Fabriken, Heime, Kranken häuser arbeiten nach bestimmten Mustern, die der französische Philosoph Michel Foucault analysiert hat. Fol gende Charakteristika hat Foucault in den von ihm so genannten „totalen Institutionen“ festgestellt: „Positive“ Literatur für Sportsfreunde INFO Nach Meinung der Kritik ist es ein „exzeptionelles Buch“ über den Fußball, „vielleicht eines der weltbesten Fußballbücher überhaupt“ . Es handelt sich um „Mundial. Gebete an den Fußballgott“ von Franzobel (2002). Fußballhysterie und Schiedsrichterprobleme sind ebenso Thema wie Fußball als positives kommunikatives Handeln. AUFGABEN > Formulieren Sie in „zwei Parteien“ Argumente zu den positiven beziehungsweise negativen Aspekten des Sports und diskutieren Sie anschließend darüber. > Beobachten Sie über einen längeren Zeitraum Werbung für Sport und Fitness! Auf welche Verspre chungen setzt eine solche Werbung, mit welchen Bildern arbeitet sie? > Recherchieren Sie unter http://www.dopingfrei.de/todesfaelle/ über den Zusammenhang von Sport und Tod unter dem Aspekt des Dopings vom Bodybuilder über Kugelstoßer, Ruderer, Fußballer, Eishockey crack, Langläufer bis zum Radgiganten …! > Informieren Sie sich im Internet über die so genannte HeyselTragödie vom 29. 5. 1985! AUFGABE > Besuchen Sie die Homepage unter http://www.elfriedejelinek.com . Sie finden dort, laufend aktualisiert, Werkausschnitte und Themen wie „Aktuelles“, „ZumTheater“, „Zur Musik“, „Notizen“, „Zur Kunst“, „Zu Österreich“, „Zum Kino“. Laden Sie einen Text nach Interesse herunter, berichten Sie über Inhalt, Anliegen, Stil des Textes in Ihrer Klasse. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=