Literaturräume, Schulbuch
395 Der leseraum mitten in die Aufregung um den unrühmlichen Abgang eines gewissen Herrn „Susi“, „Sisu“ oder so, eines französischen Fußballstars algerischer Abstam- mung, der einen Gegenspieler durch einen Kopfstoß in Straßenjungenmanier, wie es geheißen hatte, gefällt, sich damit aus dem Weltmeisterschaftsend- spiel katapultiert und seine Mannschaft um den Sieg gebracht hatte, in einem kleinen Nebensatz bei einer Pressekonferenz bemerkt hatte, da sehe man wieder, wohin überstürzte und unkontrollierte Einbürge- rungen führten, und es bedürfe eben der Anerken- nung europäischer Werte, wenn man Europäer sein wolle, und deshalb trete gerade ihre Bewegung undsoweiterundsofort. In der Öffentlichkeit hat Luise einen „eisigen oder eisernen Ruf“ . Ihr Lebensmotto: „Gefordert ist die Fähigkeit, all- zeit bereit und willig zu sein, zuzuschlagen und weh zu tun“, wie immer in „bewährter Eisenfaustmanier“ . Um 17:17 ist Luise H.W. im Supermarkt. 2 4 6 2 4 8 10 12 14 6 8 AUFGABE > Klären Sie in der Gruppe Mos Anspielungen zur mexikanischen Mauer und zu Gibraltar/Spanien und Luises Seitenhieb auf „Susi/Sisu“! AUFGABE > Geben Sie anhand der Informationen aus den zitierten Textstellen eine Kurzbeschreibung der vier vorgestellten Personen! Erich Wackernagel, 17:04 Erichs Beruf: Lokaljournalist. Seine Karriereträume: beendet. Seine große Story: eine Verbindung von möglichem Mord und Versicherungsbetrug in Politikerkreisen, in den auch Luise H.W. verwickelt ist. Erich hatte Luise ver dächtigt, in dieser Angelegenheit keine sauberen Hände zu haben. Doch dann hatte ihm sein Chefredakteur plötzlich die Recherchen aus der Hand genommen. Seither läuft Erich vergeblich einer großen Geschichte nach. Luise H.W. war übrigens vom Chefredakteur in seiner Berichterstattung sehr geschont worden. Die Zeitung hatte davon mit Annoncen von Luises Partei profitiert. Um 17:04 kauft Erich im Supermarkt Aufschnitt und er innert sich an seine Kindheitsfantasien beim Fleischhauer: Erich erinnerte sich plötzlich an die Extrawurst, die er als Kind immer von der Fleischerin bekommen hatte, und die dieselbe Farbe gehabt hatte wie die feisten Arme, die aus dem kurzärmligen Kittel der Frau herausgeschaut hatten, und auch das wohlige Grausen überfiel ihn wieder, das die Vorstellung hervorgerufen hatte, sie schneide diese kreisrunden Scheiben heimlich von ihrem Körper ab. Horst, 17:12 Horst ist Rentner. Seine Frau liegt im Krankenhaus – Krebs: Manchmal kam es ihm so vor, als habe sie einfach beschlossen, krank zu sein, […] so als sei sie der Mei- nung gewesen, jetzt sei es an der Zeit, den Spieß um- zudrehen und überhaupt an ihm, sich um sie zu kümmern. Da war ihr die Krankheit gerade recht ge- kommen. Gerne liest er beim Trafikanten die Zeitungsschlagzeilen wie „Überfall. Täter flüchtig!“ und „Integrationsunwillig- keit: Wann wachen unsere Politiker auf?“ Um 17:12 geht Horst zum Supermarkt. 2 4 6 Luise H.-W., 17:17 Luises Denken und Handeln ist bestimmt vomWunsch, politische Karriere zu machen. Mediale Aufmerksamkeit hatte sie erstmals bei einem Interview erregt, bei der sie als Sicherheitssprecherin ihrer Partei 17:18 bis 17:20 – Showdown, 1. Teil: Mos Parkour beginnt, Horst fällt, Erich Wackernagel schlägt zu Dann also das bisschen Anlauf und mit zwei Schritten über die Krapfen, keine Schaumrollen heute, nur Krapfen, dann hinauf, und die Muskeln arbeiteten glatt, kraftvoll und sauber, brachten ihn hinauf, und Mo hörte: bring your friends, und alles nahm seinen Lauf, es lief prächtig, genau, wie das sein sollte, und er hörte: fun. Und genau das hatte er vor, das würde er tun, jetzt hielt ihn nichts und niemand mehr davon ab, das war seine Aufgabe, das lag jetzt vor ihm: fun. Und […] er sah nicht links 2 4 6 8 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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