Literaturräume, Schulbuch

79 Der fokus | grenzenlos grenzenlos Muss man die Sprache „schützen“? Sprachwandel und „Sprachverfall“ Während frühere Epochen sprachliche Veränderungen oft als „Sprachverfall“ beklagten, wird der Sprachwandel heute eher als selbstverständliches Resultat einer sich ändernden Gesellschaft aufgefasst. Allerdings ist sicher auch heute Kritik angebracht an einer allzu „trendigen“ Sprache, die oft aus Werbung und Medien kommt: Free Call, Flyer, Convenience Food, Factory Outlet, Events, Lifestyle Guide, Kiddie Contest, Webcam Night . Dieses „Deng­ lisch“ genannte Wortgemisch soll modern klingen, verführt aber dazu, seine persönliche Sprache durch nachgeplapperte Modewörter zu ersetzen. Das Französische allerdings, das in der Barockzeit „Hauptlieferant“ an Fremdwörtern war, glaubt zurzeit, sich selbst schützen zu müssen. Ein Gesetz von 1994 verbietet es bei Strafe, Reklamesprüche auf Englisch zu verfassen. Doch nur wenige halten sich daran. AUFGABE Beispiele Eine deutsche Keramikfirma wendet sich an die friends of decora- tion und die friends of living . Ihre Produkte sind unter anderem für thirty-something-Frauen . Sie haben auf ihrem table cooles Geschirr. Dazu gehören die votives und circles und als new wave-eyecatcher die chip & dip-Schüsseln und andere home elements und highlights des richtigen lifestyle . Das Lebkuchenhäuschen Christmas Germany steht unter dem Weihnachtsbaum, garniert von Engeln als festive friends und treats . Ein Wiener Hotel bietet First-Class-Wohnen mit individuellem Plaisir-Flair , Sport Check up, Cyclothek und Multi- roomsauna . Bausparkassen schreiben über Specials und Fogging effect im Neubau, das Town&Country-Fertighaus , Stress für den Housebuilder , über die Kellerwerkstatt als Man’s world , über Fun colors und das Fitness feeling unter der Dusche. Deutsche Wörter, ins Englische importiert: INFO Bierstube – Blitzkrieg – Blutwurst – Dirndl – Dummkopf – Fingerspitzen­ gefühl – Fräulein – gemütlich – Götterdämmerung – Hakenkreuz – Hausfrau – Kaffeeklatsch – kaputt – Katzenjammer – Kindergarten – Kitsch – Liebchen – nicht wahr – Rucksack – Sauerkraut – Schadenfreude – Schlam­ perei – Schweinerei – Sehnsucht – Torschlusspanik – Turnverein – Wald­ sterben – Wanderhut – Weltschmerz > Lesen Sie einige Beispiele zu „Denglisch extrem“, erläutern Sie, welcher Zweck hinter diesem Sprachgebrauch steckt! Welche sozialen Schichten sollen angesprochen werden, wer wird sprachlich ausgeschlossen? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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