Zeitbilder 4, Schulbuch
13 Korsett, mit dem die Frauen ihre Taille geschnürt hatten, verschwand aus der Mode. Bequeme, lose Kleider, Schminke und transparente Strümpfe vervollständigten den neuen „Look“. Auch die Frisurenmode passte sich dem neuen Frauenbild an: Viele Frauen schnitten sich die langen Haare ab, der so genannte „Bubikopf“ wurde modern. Emanzipierte Großstädterinnen In den Großstädten sah man Frauen, die rauchten, Alkohol tranken und alleine Tanzlokale besuchten. Manche Mädchen und Frauen begannen Sport zu betreiben. 1926 nahmen erstmals Frauen an Olympischen Spielen teil. Einige Frauen zeigten sich auch in der Öffentlichkeit in Sportbekleidung, zum Beispiel in bequemen Hosen. Zahlreiche Menschen, Männer wie Frauen, kritisierten die „modernen“ Frauen. Sie hielten sie für „unweiblich“ und „verdorben“. Berufliche Möglichkeiten für Frauen Die städtische Angestellte als neuer Frauentypus 1925 stellten Frauen bereits mehr als ein Drittel aller Angestellten. Sekretärin, Telefonistin und Verkäuferin wurden zu klassischen Frauenberufen. Allerdings verdienten die weiblichen Angestellten bei gleicher Arbeit weniger als ihre männlichen Kollegen. Die Aufstiegschancen von Frauen waren gering, ihr Büroalltag meist eintönig. Ein selbstständiges Leben ließ sich mit dem verdienten Geld kaum finanzieren. Schwere Arbeit, wenig Lohn Noch schlechter gestellt waren die Millionen Arbeiterinnen, die in den Industriebetrieben an den Fließbändern standen. Schwere körperliche Arbeit mussten auch die Frauen in der Landwirtschaft verrichten. Besonders die Belastungen für verheiratete, berufstätige Frauen waren groß: Nach der Arbeit übernahmen sie noch die Hausarbeit und Kindererziehung. Für die breite Masse, vor allem für Frauen in kleineren Städten und in ländlichen Gebieten, hatte es also kaum positive Veränderungen gegeben. Trotzdem – die Berufstätigkeit von Frauen wurde immer selbstverständlicher. Damit waren die Weichen in Richtung Gleichberechtigung gestellt. „Zurück an den Herd“ Manche dieser Entwicklungen wurden in den 1930-er Jahren gestoppt: Die Nationalsozialisten forderten statt der „neuen Frau“ die „deutsche Frau“: Sie sollte „zurück an den Herd“, viele Kinder gebären und Soldatenstrümpfe stricken. Du bist dran • Beschreibe die Darstellung der Frauen auf den Fotos, Gemälden und Plakaten auf diesen Seiten. Erkläre, welcher Aspekt von „Frausein“ jeweils dar- gestellt wurde, welches veränderte Frauenbild dadurch sichtbar wird. • Stell dir vor, du bist eine junge Frau in den 1920-er Jahren, die vor zwei Jahren vom Land in die Großstadt gezogen ist. Berichte in einem Brief an deine Freundin, die immer noch im Dorf lebt, von deinem neuen, „modernen“ Leben (Kleidung, Beruf, Freizeit, …). • Diskutiert, wie sich das Rollenbild der Frau seit den 1920-er Jahren änderte. Neue Berufe: Das Büro bildete ein neues Berufsfeld für Frauen. Frauen arbeiteten als Telefonistinnen, saßen an Schreibmaschinen oder waren für die Buchhaltung zuständig. Besonders abwechslungsreich waren diese Arbeiten nicht. (Fotografie, um 1920) Frauen als Zielobjekte der Werbung: Werbeplakat für LUX Seifenflocken, um 1925 Zwischenkriegszeit – Zeit der Widersprüche Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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