Zeitbilder 4, Schulbuch
134 Das Ende des Zweiten Weltkriegs Freude, Trauer, (Zukunfts)Ängste Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation* der Deutschen Wehrmacht. In Österreich herrschten Freude über das Ende des Krieges und der Nazi-Herrschaft, aber auch Trauer um die vielen toten Soldaten und Zivilisten. Dazu kamen Sorge und Angst vor der ungewissen Zukunft. Das Land lag in Trümmern, drückend war die Hungersnot, und fremde Soldaten hatten nun die Befehlsgewalt. Die Wehrmachtsoldaten und Angehörigen der SS fürchteten sich vor einer Gefangennahme, die Zivilbevölkerung vor Übergriffen (Plünderungen, Vergewaltigungen) und Verschleppung. Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Flüchtlinge Es herrschte Chaos. Die Verkehrsverbindungen waren lahmgelegt, dennoch gab es nach Kriegsende eine riesige Völkerwanderung: Die vielen in Österreich stationierten Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus ganz Europa wollten endlich nach Hause. Umgekehrt gab es einen enormen Flüchtlingsstrom aus dem Osten. Vor allem Sudetendeutsche, die nun aus der Tschechoslowakei vertrieben wurden, kamen nach Österreich. Die Gründung der Zweiten Republik Unabhängiges Österreich Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wollten viele Österreicherinnen und Österreicher den Anschluss an Deutschland, schien ihnen doch dieses kleine Österreich nicht lebens- fähig. Nun aber, nach nationalsozialistischer Diktatur und Krieg, nach gemeinsam verbrachter Zeit in Konzentrationslagern oder Gefängnissen, waren sich auch die verfeindeten Politiker der Ersten Republik einig: Wir wollen ein neues, selbstständiges und unabhängiges Österreich! Erste Ausgabe der Zeitung „Neues Österreich“, Ende April 1945 Q Die deutschen Kriegsverbrecher haben einen Trümmerhaufen zurückgelassen. Planmäßig haben sie Wien zerstört (...). Vor ihrem Abzug haben sie die Vorratslager aufgebrochen und der Plünderung preisgegeben, Getreidespeicher und Magazine in Brand gesteckt, die Ausrüstung der Feuerwehr weggeschleppt (...). Alles ist zerrüttet, verwüstet (...). Industrie, Landwirtschaft, Verkehrswesen, die elementarsten Grundlagen des Lebens wurden ruiniert. Gesprengte Brücken und Bahnanlagen, zerstörte Betriebe, zerbombte Wohnungen und hinter allem das Gespenst des Hungers, das danken wir dem „Anschluss“ an die Raubtierhöhle Hitler- Deutschland. Die Adolf-Hitler-Straße hat in die größte Katastrophe aller Zeiten geführt. Jetzt heißt es: Heraus aus der Katastrophe! Jetzt heißt es: Mit vereinten Kräften ans Werk, um Österreich wieder aufzubauen. Trümmerfrauen: 250000 Wohnungen wurden in Österreich durch den Krieg zerstört. 1,5 Millionen Menschen verloren dabei das Dach über dem Kopf. Millionen Tonnen Schutt und Trümmer wurden beseitigt. Diese Schwerstarbeit verrichteten vor allem Frauen. (Fotografie, 1945) Österreichische Opferbilanz 247000 Österreicher fielen im Krieg oder blieben vermisst. 200000 Österreicher waren Wochen bis Jahre in Kriegsgefangenschaft. 100000 Österreicherinnen und Österreicher waren in Konzentrationslagern oder Arbeitslagern inhaftiert. 65459 österreichische Jüdinnen und Juden wurden ermordet. 16500 Österreicherinnen und Österreicher starben in Konzentrationslagern. 16100 Österreicherinnen und Österreicher starben in der Gestapo-Haft. 24300 österreichische Zivilipersonen starben bei Luftangriffen oder Kriegshandlungen. 2700 Österreicherinnen und Österreicher wurden hingerichtet. Die Zweite Republik – ein neues Österreich Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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