Zeitbilder 4, Schulbuch

149 Flüchtlinge und Arbeitssuchende Flüchtlinge aus aller Welt Als 1956 innerhalb weniger Wochen 200000 Menschen aus Ungarn flüchteten, wurden sie in Österreich mit großer Hilfsbereitschaft aufgenommen. Seither haben immer wieder Flüchtlinge in Österreich um Asyl angesucht, um Tod oder Gefängnis in ihrer Heimat zu entkommen, zB Kurden aus dem Irak oder der Türkei, Menschen aus den Ländern Afrikas oder dem Fernen Osten. Der Jugoslawien-Krieg (ab 1991) führte zu einer neuerlichen Flüchtlingswelle. Arbeitssuchende Zuwanderer Mit dem Ende des Kommunismus in Osteuropa (1989) versuchten tausende Menschen in Österreich Arbeit zu finden. Dadurch hatte sich die Anzahl der Ausländerinnen und Ausländer zwischen 1988 (ca. 350000) und 1994 (ca. 710000) mehr als verdoppelt. Dies führte zu gesetzlichen Änderungen. Verschärfung des Asyl- und Aufenthaltsrechts Flüchtlinge erhalten in Österreich nur noch dann Asyl, wenn sie auf direktem Weg aus dem Staat eingereist sind, in dem sie verfolgt werden. Kommen sie aus einem unserer Nachbarländer, werden sie wieder dorthin abgeschoben. Allerdings wird geschätzt, dass sich in Österreich etwa 100000 Menschen illegal, also ohne Bewilligung aufhalten. Zahlenmäßig immer strenger geregelt wird seit 1993 die Aufnahme ausländischer Arbeitskräfte. Seit 2002 müssen Ausländerinnen und Ausländer auch ihre Kenntnisse aus Deutsch und Österreichischer Landeskunde nachweisen. Asyl und Einwanderung Seit den 1990-er Jahren werden diese Themen in Österreich heftig diskutiert. Vor allem die FPÖ forderte immer wieder einen Stopp der Einwanderung und eine Integration* der hier lebenden Ausländerinnen und Ausländer. Sie begründete ihre Haltung mit zunehmender Arbeitslosigkeit und Kriminalität sowie dem Nicht- Funktionieren der Multikulturalität (= Zusammenleben verschiedener Völker). Andere Parteien, Kirchen und soziale Organisationen versuchen darauf hinzuweisen, • dass die Kriminalitätsrate der hier lebenden Ausländerinnen und Ausländer geringer ist als die der Inländerinnen und Inländer; • dass Ausländerinnen und Ausländer für unseren Arbeitsmarkt unbedingt notwendig sind; • dass Ausländerinnen und Ausländer mehr Steuern in den Staatshaushalt einzahlen als sie wieder herausbekommen; • dass Ausländerinnen und Ausländer für schlechte Wohnungen meist viel Geld zahlen müssen; • dass Österreich in den kommenden Jahren Zuwanderung für die Wirtschaft und die Pensionen brauchen wird, weil die Geburtenzahlen immer mehr zurückgehen. Du bist dran • Finde heraus, welche Personen auf Grund besonderer Leistungen die österreichische Staatsbürgerschaft zuerkannt bekamen. • Recherchiere, wie und wann man die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen kann. Du bist dran • Welche Volksgruppe gibt es in eurer näheren Umgebung? Schildere, was du über ihre Kultur, ihre besonderen Rechte, ihre Benachteiligungen weißt. • Erkläre, wie du zwischen Ausländerin oder Ausländer und Österreicherin oder Österreicher unterscheidest? Welchen Unterschied macht es für dich, ob du dich als Fremde oder Fremder in einem anderen Land aufhältst oder Fremden in Österreich begegnest? • Listet die positiven und die negativen Erfahrungen auf, die ihr mit in- und ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bisher gemacht habt. Denkt dabei an Schule, Schulweg oder Freizeit. • Recherchiere, aus welchen Ländern die meisten Zuwanderer kommen, aus welchen die meisten Asylsuchenden. Staatsbürgerschaft: Als jugoslawischer, später kroatischer Staatsbürger spielte Ivica Vastic in Österreich und Deutschland Fußball. Als Star von Sturm Graz bekam er die österreichische Staatsbürgerschaft. (Fotografie, 1995) Österreich II – Die Zweite Republik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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