Zeitbilder 4, Schulbuch

151 Parteien nutzen die Teledemokratie Wichtige Botschaften der einzelnen Parteien, die (bestmögliche) Darstellung der Spitzen- kandidatinnen und Spitzenkandidaten, insbesondere vor Wahlen, sollen über das Fernsehen ans Wählervolk transportiert werden und Stimmen bringen. Diese Art der Politikvermittlung, auch Teledemokratie genannt, läuft nach eigenen Gesetzmäßigkeiten ab. KISS Heutige Wahlkampfmanagerinnen und -manager wollen auch politische Botschaften nach der Formel „KISS“ (keep it short and simple) gestalten. Die entsprechenden Statements sollen kurz, einfach und klar sein wie Werbespots im Fernsehen. Daher stehen in Wahlkämpfen nun nicht mehr komplizierte Sachthemen im Fernseh-Vordergrund, sondern die medienwirksame Präsentation der Spitzenkandidatinnen und -kandidaten. Diese sollen so oft wie möglich in den Medien auftreten und ihre so kurzen wie einfachen Botschaften möglichst unterhaltsam vermitteln. Damit aber kommen Informationen über komplexe und wichtige Sachthemen oft zu kurz. Das Internet: E-Democracy und E-Voting Neue Möglichkeiten Politische Mitgestaltung kann auch über das Internet erfolgen, beispielsweise durch • elektronisches Abstimmen (E-Voting), • elektronisch durchgeführte Umfragen, • elektronisch durchgeführte Unterstützungserklärungen sowie durch • Teilnahme an politischen Diskussionen in Chatrooms oder Internetforen. Mit diesen neuen „Politik-Angeboten“ will man der auch in Österreich bemerkbaren Politikverdrossenheit entgegensteuern. Sinkende Wahlbeteiligungen Diese sind ein deutliches Signal für diese Entwicklung. Denn mehrmals schon war die Anzahl der Nichtwählerinnen und Nichtwähler größer als der Stimmenanteil der jeweils stimmenstärksten Partei. E-Voting als Lösung? Als erstes Land der Welt ermöglichte es die Baltenrepublik Estland ihren Bürgerinnen und Bürgern im Jahr 2005, zusätzlich zur traditionellen Wahl auch mit E-Voting abzustimmen. Immerhin sechs Prozent der Wählerinnen und Wähler machten davon Gebrauch. In Österreich gelangte E-Voting erstmals bei den Hochschülerschaftswahlen 2009 zur Anwendung. Kritik an E-Voting und Briefwahl Am E-Voting wird kritisiert, dass bei dieser Form der Grundsatz der geheimen Wahl verletzt und so eine Beeinflussung der Wahlentscheidung erfolgen kann. Diese Gefahr besteht allerdings auch bei der 2007 in Österreich eingeführten Briefwahl. Denn damit kann man den (ausgefüllten) Stimmzettel per Post in einem Kuvert an die zuständige Wahlbehörde schicken. Ob die Wahlentscheidung geheim und unbeeinflusst getroffen wurde, lässt sich allerdings nicht überprüfen. Für die Befürworterinnen und Befürworter der Briefwahl ist eine höhere Wahlbeteiligung das Hauptargument. Wählen mit 16: Seit 2008 sind alle Personen wahlberechtigt, die am Wahltag 16 Jahre alt sind. Gewählt werden darf man aber erst ab 18. Du bist dran • Was hältst du vom E-Voting bzw. vom Wählen mit 16? Führt darüber in der Klasse eine Pro- und Kontra-Diskussion. Österreich II – Die Zweite Republik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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