Zeitbilder 4, Schulbuch
154 Was ist eine Familie? Unterschiedliche Vorstellungen Wenn wir an Familie denken, haben wir bestimmte Vorstellungen bzw. „Bilder“ von ihr. Die Aussagen im Kasten links wurden von Jugendlichen gemacht. Alle stimmen – aber nicht für jede Familie. Die Menschen suchen in der Familie Harmonie, Frieden, Glück. Viele finden in ihr die Sinnerfüllung des Lebens. Andererseits vergeht kaum ein Tag, an dem Zeitungen nicht über einen neuen Fall von familiärer Gewalt berichten. Verschiedene Formen Die „klassische“ Familie – miteinander verheiratete Eltern und deren Kinder – wird als Kernfamilie bezeichnet. Sie ist in Österreich nach wie vor die häufigste Form. Aber auch nichteheliche Lebensgemeinschaften oder Alleinerzieherinnen oder Alleinerzieher mit Kindern gelten heute als Familien. Diese Lebensformen sind in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Die Formen, wie Familie gelebt werden kann, sind also vielfältiger geworden. Das neue Selbstverständnis der Geschlechter Alte Rollenbilder Bis vor wenigen Jahrzehnten lebten die meisten Frauen und Männer nach unterschiedlichen Rollenbildern. Den Männern waren weitgehend die Bereiche Beruf, Öffentlichkeit und Politik vorbehalten. Den Frauen wurden vorwiegend Aufgaben in der Familie, in der Erziehung der Kinder und in sozialen Bereichen zugewiesen. Neue Rollenbilder Diese Rollenvorstellungen veränderten sich in den letzten Jahren deutlich. Jugendstudien zeigen: Viele Mädchen und junge Frauen wollen bzw. müssen Familie und Beruf vereinbaren können. Sie erwarten daher von ihrem Partner, dabei unterstützt zu werden, zB durch eine gerechte Aufteilung der familiären Aufgaben. Viele Frauen legen Wert auf ihre berufliche Karriere und wollen auch eine größere Rolle in der Öffentlichkeit spielen. Die meisten jungen Männer möchten nach wie vor beruflich erfolgreich sein. Viele von ihnen haben aber auch die Absicht, mehr Zeit für die Familie aufzuwenden, sich partnerschaftlich um die Erziehung ihrer Kinder und den Haushalt zu kümmern. Scheidungen in Zahlen Im Jahr 2012 wurden in Österreich 17006 Ehen geschieden. Dabei waren 19334 Kinder unter 18 Jahren betroffen. Die mittlere Ehedauer geschiedener Ehen betrug im Jahr 2012 10,6 Jahre. Am höchsten ist die Scheidungsrate in Wien. Hier wird knapp die Hälfte aller Ehen geschieden. Die niedrigste Scheidungsrate weist Oberösterreich auf, etwas mehr als ein Drittel der Ehen wird geschieden. „Patchwork“-Familien Viele der Geschiedenen heiraten allerdings ein zweites Mal. In manchen dieser Patchwork-Familien haben die Kinder dann 4 Elternteile, 8 Großeltern und einige Stiefgeschwister. Die Leistungen der Familie … Ein wesentlicher Aspekt einer Familie sind die Kinder. Die Eltern sorgen im Idealfall für ihre materiellen Bedürfnisse, ihre Erziehung, ihr Wohlbefinden und unterstützen sie generell, soweit ihnen das möglich ist. Auch die Pflege von kranken und alten Menschen sowie Menschen mit Behinderung erfolgt zum allergrößten Teil in den Familien. Somit erbringen die Familien ganz wesentliche Leistungen für die gesamte Gesellschaft. Du bist dran • Welche Art von familien- politischen Unterstützungen oder Leistungen würdet ihr in der Klasse anregen? Formuliert dazu eure Ideen in Kleingruppen. • Interviewt einander gegen- seitig: Welche Vorstellungen habt ihr von einer künftigen Partnerschaft bzw. Familie? „Familie ist, wo wir alle beim Essen beieinander sitzen.“ „Eine Familie gehört zusammen.“ „Familie ist, wo man nicht rausgeschmissen wird.“ „In meiner Familie wird immer wieder gestritten.“ Du bist dran • Diskutiert in der Klasse, was Familie für euch bedeutet. Familie – Lebensform im Umbruch Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv
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