Zeitbilder 4, Schulbuch

17 Panik an der Wallstreet Am „Schwarzen Freitag“ war es zu regelrechten Massenverkäufen gekommen. Der Handel mit Wertpapieren an der New Yorker Wall Street brach daher vollständig zusammen. Viele Existenzen wurden ruiniert: Menschen stürzten sich aus Fenstern, andere erschossen sich, hatten Nervenzusammenbrüche oder Herzattacken. Die Folgen In den Tagen und Wochen danach wurden die meisten Banken zahlungsunfähig, zahlreiche Betriebe mussten Konkurs anmelden. Die Folgen des Börsenzusammenbruchs waren dramatisch: Bis Anfang 1932 wurde ein Drittel der Amerikanerinnen und Amerikaner arbeitslos. Die amerikanische Regierung versuchte die Krise durch staatliche Eingriffe in die Wirtschaft zu bewältigen. Zu einer Erholung kam es aber erst gegen Ende der Dreißigerjahre. Die Weltwirtschaftskrise griff auch auf Europa über. Durch den Zusammenbruch der größten Bank Österreichs, der Creditbank, im Jahr 1931 wurde sie verstärkt. Weltweite Verbreitung Die Krise weitete sich auf alle Staaten der Welt aus. In den Industrienationen stieg die Zahl der Arbeitslosen 1932 auf rund 30 Millionen Menschen an (über 25%). Ein Drittel davon waren Jugendliche. Ihnen nahm die Massenarbeitslosigkeit jede Hoffnung auf eine Zukunft. Die Industrieproduktion fiel um 30%, der Welthandel ging um zwei Drittel zurück. Die Staaten reagierten hilflos auf diese Situation: Das Geld für die Arbeitslosenunterstützung ging ihnen bald aus, auch die Steuereinnahmen waren rückläufig. Aus Angst vor einer erneuten Inflation zog man in manchen Ländern harte Sparmaßnahmen durch. Politische Radikalisierung Viele Menschen in Europa gaben der Demokratie die Schuld an ihrem Elend. Sie wandten sich radikalen politischen Gruppen (Kommunisten, Faschisten) zu. In Deutschland gelang es besonders den Nationalsozialisten, propagandistischen Nutzen aus der Arbeitslosigkeit zu ziehen. Arbeitslosigkeit: Essensausgabe an Arbeitslose während der Weltwirtschaftskrise (Fotografie, 1930) Du bist dran • Fasse die sichtbaren Folgen der Weltwirtschaftskrise in den USA, die in der Textquelle angesprochen werden, in eigenen Worten zusammen. • Recherchiert, wie hoch die Arbeitslosigkeit in Österreich und anderen EU-Staaten heute ist. Du bist dran • Beschreibe die Bilder auf dieser Doppelseite • Erkläre, auf welche Weise die Personen dargestellt sind. Welche Haltung nehmen sie ein? Was drückt das jeweilige Bild für dich aus? • Ordne jedem Bild das passende Thema zu: „Schwarzer Freitag“, „Arbeitslosigkeit“, „soziale Not“, „Inflation“. Ein Amerikaner über die Auswirkungen der Welt- wirtschaftskrise (1932) Q Erstens, in ärmeren Vierteln die Menschen- schlangen vor der Brotaus- gabestelle. Zweitens, Bretterbuden, in denen Menschen, manchmal ganze Familien Ausgewiesener auf Autositzen schliefen, die sie aus Autofriedhöfen geholt hatten und die sich an Abfallfeuern in Mülltonnen wärmten. Drittens, die Obdachlosen, die in Haus- eingängen oder auf Park- bänken schliefen oder von Restaurant zu Restaurant zogen, um ihr Dasein mit halbgegessenen Brot- oder Kuchenresten oder irgend sonst was zu fristen. Viertens, die gewaltig angewachsene Zahl von Anhaltern auf den Überlandstraßen und besonders die vielen blinden Passagiere auf den Güter- waggons der Eisenbahnen: eine ganze Armee ziellos Umhergetriebener, irgendwie auf der Suche nach einem Ort, wo es einen Job geben könnte. (F. L. Allen, Since Yesterday) Zwischenkriegszeit – Zeit der Widersprüche Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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