Zeitbilder 4, Schulbuch
20 Stalinistischer* Terror Stalin wird Diktator 1922 war unter Lenin die Sowjetunion gegründet worden. Viele Menschen auf der ganzen Welt hofften, dass dieser erste kommunistische Staat mehr Gerechtigkeit und Gleichheit bringen würde. Ihre Erwartungen wurden aber enttäuscht: Nach Lenins Tod 1924 wurde Josef Stalin* sein Nachfolger. Nach jahrelangen Machtkämpfen gelang es ihm, alle wichtigen Positionen im Staats- und Parteiapparat, in der Armee und Geheimpolizei zu besetzen. Millionen Opfer Stalin begann nun, seine Gegnerinnen und Gegner unerbittlich zu vernichten. Nach Schätzungen fielen 20 bis 50 Millionen Menschen zwischen 1928 und 1953 dem „stalinistischen Terror“ zum Opfer: Zu ihnen zählten viele alte Parteimitglieder, Offiziere und Generäle der Roten Armee, Schriftstellerinnen und Schriftsteller und Angehörige der Intelligenz, Andersdenkende, unzählige Bäuerinnen und Bauern und Arbeiterinnen und Arbeiter. Sie wurden unter falschen Beschuldigungen verhaftet, ohne Gerichtsverfahren gefoltert, verschleppt und zu Zwangsarbeit oder zum Tod verurteilt. Gestützt auf die kommunistische Partei hatte sich Stalin bis zu seinem Tod 1953 die unumschränkte Macht gesichert. Die Sowjetunion wird zum Industriestaat Industrialisierung und Modernisierung Für Lenin bedeutete Kommunismus „Sowjetmacht plus Elektrifizierung“. In den 1920-er Jahren war die Sowjetunion aber immer noch ein wenig industrialisiertes Bauernland. Stalin setzte sich das Ziel, das Land innerhalb kurzer Zeit vollständig zu modernisieren. Hunderttausende von Freiwilligen beteiligten sich mit großem Eifer am Aufbau der Industrie. Auch Frauen und Kinder versuchten, das Plansoll, die vorgegebene Arbeitsleistung, zu erfüllen. Wer es unterschritt, musste mit Bestrafung, Kürzung des Lohnes und der Lebensmittel rechnen. Unter schwierigsten Bedingungen wurden Kraftwerke, Eisenbahnen, Straßen und Kanäle angelegt. Moderne Traktorenwerke entstanden, Erdölfelder und Kohlegruben wurden vor allem in Sibirien und Mittelasien erschlossen. Die gewaltigen Anstrengungen hatten sich gelohnt: 1940 erreichte die Sowjetunion in der Industrieproduktion den ersten Platz in Europa, weltweit wurde sie nur von den USA übertroffen. Stalin galt als unfehlbar: Er durfte nicht kritisiert werden. Zeitungen, Dichter, Denkmäler, Gemälde, Plakate und Fotos verherrlichten ihn als das größte Genie. Gerne ließ er sich zB als Freund der Kinder darstellen. (Gemälde von Wassili Swarog, 1939) Plakat – „Bildung ist der Weg zum Kommunismus“ (1920): Für den Aufbau eines modernen Industriestaates benötigte die Sowjetunion Fachkräfte. Man bemühte sich daher um eine bessere Ausbildung der Menschen. Die allgemeine Schulpflicht konnte durchgesetzt werden. In Kursen und Abendschulen brachte man auch Millionen Erwachsenen Lesen und Schreiben bei – mit Erfolg: Der Anteil der Analphabeten sank von 56% (1920) auf 11% (1939). Du bist dran • Beschreibe das Gemälde. Achte auf die Farben. Welche Stimmung wird dadurch ausgedrückt? • Schildere den Ausdruck und die Haltung Stalins. Welche Eigenschaften Stalins sollte der Maler des Bildes verdeutlichen? • Vergleiche deine Deutung des Bildes mit dem Inhalt der Textquelle von Lew Kopelew. Stalins Gewaltherrschaft Nur zu Prüfzwecken – Eigentum d s Verlags öbv
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