Zeitbilder 4, Schulbuch
21 Die Kollektivierung der Landwirtschaft Kolchosen und Sowchosen Für die rasche Industrialisierung wurden große Geldmittel benötigt, ebenso für die Versorgung der angewachsenen Industriestädte. Um dies finanzieren zu können, sollten die Erträge in der Landwirtschaft gesteigert werden. Seit 1928 wurden die Bäuerinnen und Bauern gezwungen, ihre privaten Betriebe aufzugeben. Diese wurden zu Großbetrieben zusammengefasst, die entweder genossenschaftlich verwaltet wurden (Kolchosen*) oder Staatseigentum (Sowchosen*) waren. In den Großbetrieben sollte die bäuerliche Bevölkerung kollektiv arbeiten. Die Maschinen stellte der Staat zur Verfügung. Die Bäuerinnen und Bauern wehren sich Sie schlachteten ihr Vieh und zerstörten ihre Geräte. Der Viehbestand und die Erntemengen gingen drastisch zurück. Die Folge war eine Hungerkatastrophe. Sie kostete etwa sieben Millionen Menschen das Leben. Stalin ging mit brutaler Gewalt gegen die sich wehrenden Bauern vor: Er ließ viele ermorden oder schickte sie in Arbeitslager. Plakat von 1930: „Tag der Ernte und Kollektivierung“. Straf- und Arbeitslager: Strafgefangene bei der Arbeit in einem Steinbruch (Fotografie, 1932) Du bist dran • Erkläre, wie die Arbeit im Kolchos auf dem Plakat dargestellt ist, wie die Arbeitsweise der Bauernfamilien vor der Kollektivierung (Kreise am Rand). Warum kann man das Plakat als „Propaganda“ bezeichnen? Vergleiche dazu den Text auf dieser Seite und recherchiere auch im Internet. Du bist dran • Lies die Textquelle und berichte deinem Banknachbarn oder deiner Banknachbarin mit eigenen Worten, wie der Schriftsteller das System des Terrors beschreibt. Lew Kopelew, russischer Schriftsteller, über den Terror Q Es begannen die Massenverhaftungen. Jede Nacht wurden Hunderte, Tausende immer neuer „Volksfeinde“ ergriffen. Die Züge mit den Häftlingswaggons rollten (...) nach Norden, nach Fernost. Die riesigen Gebiete der Taiga und Tundra gehörten zum Machtbereich des geheimen Reiches GULAG (System der Arbeitslager), zwei- oder dreimal so groß wie Europa; in allen Städten waren die Gefängnisse überfüllt mit Menschen aus allen Schichten und Völkern. Hunger, Prügel, Folter, Erschießungen (...) gehörten zum Alltag (...). Und täglich wurden in den Zeitungen, auf Versammlungen (...) wie rasend die „entlarvten Feinde“ beschimpft, die „Helfershelfer“ und alle „mit ihnen Verbundenen“, und jedes Mal gestand irgendjemand reuig, dass er „nicht erkannt“, dass er „versäumt“ habe, und immer hysterischer, immer aufdringlicher wurden die Appelle zur Wachsamkeit. (L. Kopelew, Und schuf mir einen Götzen) Zwischenkriegszeit – Zeit der Widersprüche Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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