Zeitbilder 4, Arbeitsheft
12 Zu den Schulbuchseiten 28 und 29 Die Frauenbewegung in Österreich Bürgerliche Frauenbewegung in Österreich Q In Österreich nahm Karoline von Perin-Gradenstein eine Pionierinnenstellung für die bürgerliche Frauenbewegung ein. Sie gründete 1848 den „Wiener demokratischen Frauenverein“ als unmittelbare Reaktion auf die gewaltsame Niederschlagung der Arbeiterinnendemonstration, der ersten Frauendemonstration in Österreich. (…) Der „Wiener demokratische Frauenverein“ lehnte den bisherigen Zweck aller Frauenvereinigungen, nämlich karitative Arbeit zu leisten, ab. Politische Ziele standen im Vordergrund. Ziel des Vereins war es „das demokratische Prinzip in allen weiblichen Kreisen zu verbreiten“. Sie forderten die soziale Gleichberechtigung der Frauen und die Gleichberechtigung von Frauen im Bereich der Bildung. Männer konnten sich bei dem Verein nur als finanzielle Förderer beteiligen. Reaktionen, wie wir sie bis heute gewohnt sind, waren die Folge: die Presse berichtete vom „Treffen der Freudenmädchen“, wo sich „hässliche“ Frauen, „die keinen Mann mehr bekommen“ und „nicht geheiratet werden würden“ zusammen tun. Nach der Niederwerfung der Revolution wurde unter Metternich jede politische Aktivität verboten. Karoline von Perin wurde verhaftet, misshandelt, ihr Eigentum konfisziert und das Sorgerecht über ihre Kinder wurde ihr entzogen. Schließlich flüchtete sie nach München. Die Rückkehr wurde ihr nur durch die Rücknahme der programmatischen Aussagen und Dementierung jeder Beteiligung an dem Aufruhr gestattet. (http://www.sjoe.at) Forderungen der proletarischen Frauenbewegung Q Zu den zentralen Forderungen der proletarischen Frauenbewegung gehörte die Reduzierung der Tagesarbeitszeit, ein Verbot der Kinderarbeit, die Vergesellschaftung der Hausarbeit, demokratische Gestaltung des Mutter- und Kinderschutzes. Sie forderten volle politische Rechte, also die Aufhebung der frauenfeindlichen Vereins- und Versammlungsrechte (Frauen durften bis 1911 keine Vereinsmitglieder werden) und das freie, gleiche und geheime Wahlrecht, besonders Frauenwahlrecht. Außerdem kämpften sie für die Gleichwertigkeit von Bildung, Beruf und Verdienst für Frau und Mann. Sie forderten die freie Wahl des Partners und freiwillige Eheschließung. Sie kämpften für Frieden und Abrüstung. Sie sahen die Frauenfrage als wesentlichen Teil der sozialen Frage. Sie ordneten die Frauenfrage der Klassenfrage unter. (http://www.sjoe.at) Arbeitsauftrag 1: Arbeite gemeinsam mit deiner Banknachbarin oder deinem Banknachbarn. Lest den Text oben und stellt euch gegenseitig Fragen dazu, die ihr in euren Heften aufschreibt und beantwortet. Arbeitsauftrag 2: Liste auf, welche Forderungen die proletarische Frauenbewegung stellte. Überlege, welche dieser Forderungen bisher umgesetzt wurden. Arbeitsauftrag 3: Bis 1975 galt in Österreich das Familienrecht, wie es im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch aus dem Jahr 1811 festgelegt war. Recherchiert im Internet und findet heraus, welche wesentlichen Änderungen durch diese Familienrechtsreform eintraten. Listet die Änderungen auf. Diskutiert in der Klasse, weshalb die Gesetze aus dem Jahr 1811 so lange gültig waren. N ur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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