Zeitbilder 4, Arbeitsheft

13 Zu den Schulbuchseiten 28 und 29 Meilensteine zur Gleichstellung von Frauen und Männern im österreichischen Bildungswesen (1848 – 1920) Q  1848 Schaffung eines Ministeriums des öffentlichen Unterrichts (ab 1849: Ministerium für Cultus und Unterricht). Alle Arten von Fach- oder Mittelschulen sind Mädchen verschlossen. Eine der wenigen Bildungsmöglichkeiten, die Mädchen im Anschluss an die Pflichtschule offenstehen, ist die Ausbildung zur Volksschullehrerin. 1868 Die Wiener Kaufmannschaft gründet die erste Handelsschule für Mädchen. 1869 Reichsvolksschulgesetz. Das Schulwesen wird endgültig der kirchlichen Aufsicht entzogen und dem Staat unterstellt. Die allgemeine Schulpflicht wird von sechs auf acht Jahre verlängert. Pflichtschule ist die achtklassige öffentliche Volksschule. In größeren Gemeinden gibt es nach Absolvierung von fünf Klassen Volksschule die Möglichkeit, die dreiklassige Bürgerschule zu besuchen. Dort werden Mädchen und Burschen nach unterschiedlichen Lehrplänen unterrichtet. (Mädchen haben weniger Arithmetik, Geometrie und Zeichnen, dafür sechs Wochenstunden Handarbeiten.) Errichtung der ersten staatlichen Lehrerinnenbildungsanstalt. 1870 Ab diesem Zeitpunkt vermehrte Gründung gewerblicher Fortbildungsschulen für Frauen. In erster Linie Koch- und Nähschulen zur Existenzsicherung unverheirateter Frauen. 1871 Der Wiener Frauen-Erwerb-Verein gründet die höhere Bildungsschule für Mädchen, eine Mittelschule, deren Lehrplan ungefähr jenem der Realschule entspricht, gleichzeitig aber „die Wesensart und die Aufgaben der Frau“ berücksichtigt. 1872 Aufgrund eines Ministerialerlasses können Mädchen die Matura als Externistinnen an einem Knabengymnasium ablegen, allerdings berechtigt sie die Reifeprüfung nicht zu einem ordentlichen Hochschulstudium. 1873 Eröffnung des Grazer Mädchenlyzeums, einer sechsklassigen Mädchenmittelschule. Der Lehrplan dieses und aller anderen in der Folge gegründeten Lyzeen oder Höheren Töchterschulen entspricht allerdings nicht jenem der Knabenmittelschule. Die Errichtung von Gymnasien für Mädchen lehnt der damalige Unterrichtsminister, Paul Gautsch Freiherr von Frankenthurn, noch Ende des 19. Jahrhunderts mit der Begründung ab, dass dies „der eigentlichen Natur des weiblichen Geschlechtes zuwiderlaufe“. 1892 Der Verein für erweiterte Frauenbildung gründet in Wien das erste Mädchengymnasium auf dem Gebiet des heutigen Österreich (erster Standort: Hegelgasse, später: Rahlgasse). Zur gleichen Zeit existieren in Österreich 77 Gymnasien für Knaben. 1898 Die ersten Schülerinnen des Mädchengymnasiums treten als Externistinnen am Akademischen Gymnasium zur Matura an. 1901 Auch das Maturazeugnis von Maturantinnen enthält ab nun den Vermerk „Reif zum Besuch einer Universität“. Hinsichtlich Studienwahl sind die jungen Frauen allerdings sehr eingeschränkt. Zu diesem Zeitpunkt stehen ihnen nur die philosophische (seit 1897) und seit 1900 die medizinische Fakultät (inkl. Pharmazie) offen. Ab 1919 hatten Frauen Zutritt zur juridischen Fakultät, zur Tierärztlichen Hochschule, zur Technischen Hochschule und zur neu gegründeten Hochschule für Welthandel, ab 1920/21 zur Akademie der bildenden Künste, ab 1922 zur evangelisch-theologischen und ab 1945 zur katholisch- theologischen Fakultät. 1907 In Wien wird die erste private Handelsakademie für Mädchen eröffnet. 1908 Die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt wird für Frauen zugänglich. 1910 Der Unterrichtsminister schränkt die Möglichkeit von Mädchen, als Privatistinnen am Unterricht in Knabenmittelschulen teilzunehmen, drastisch ein. (Maximal fünf Prozent.) Sie dürfen nur zuhören, weder Fragen stellen noch schriftlich oder mündlich geprüft werden, um die Knaben nicht zu stören. 1919 Mädchen werden in öffentliche Knabenmittelschulen aufgenommen und haben damit die Möglichkeit, ohne hohes Schulgeld zu zahlen, die Hochschulreife zu erlangen. Der Anteil der Mädchen an Knabenmittelschulen steigt während der Ersten Republik auf ein Drittel. 1920 Neuerliche Einführung des Zölibats für Lehrerinnen: Mit der Heirat müssen sie aus dem Schuldienst ausscheiden. (http://www.bmukk.gv.at ) Arbeitsauftrag 4:  Stelle dir vor, du wärest im Jahr 1870 als Mädchen geboren worden. Zähle auf, welche Ausbildungsmöglichkeiten du gehabt hättest. Dein Traum war es, Ärztin zu werden. Mit welchem Alter hättest du die Matura ablegen können, mit welchem dein Studium beginnen? Österreich I – Die Erste Republik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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