Lasso Lesebuch 3, Schulbuch
Wie ich mich fühle 61 Er sieht zum Sprungturm hoch. Ganz oben ist das Dreimeterbrett. Hannes versucht sich zu beruhigen. So hoch sieht das gar nicht aus, denkt er. Das schaffst du doch. Kein Problem. Frau Söller ruft die Mädchen und Jungen aus dem Wasser. „Jetzt ist Hannes dran“ , sagt Susen. „Er wird uns als Erster seinen Sprung vom Dreimeterbrett vorführen.“ „Hannes, bist du wirklich schon so oft von da oben gesprungen?“ , fragt Frau Söller besorgt. „Hundertmal. Mindestens“ , antwortet Susen für Hannes. „Er kann das einwandfrei.“ Blödes Weib, denkt Hannes. Sie ist schuld, dass er irgend- wann einmal vor allen behauptet hat: „So ein Sprung ist kinderleicht.“ Nur weil Susen immer angeben will. Überall will sie auffallen. Sie sagt, ihr Freund muss ein toller Mann sein. Einer wie Batman. „Nun gut, dann zeig uns den Sprung“ , sagt Frau Söller. Sie springt selber ins Wasser und schwimmt zum Sprungturm hin, um bei einem Unfall sofort eingreifen zu können. Unter den anfeuernden Rufen der Klasse steigt Hannes die ersten Stufen des Sprungturms hinauf. Das geht doch ganz gut, denkt er. Zwischendurch verweilt er einen kurzen Moment. Das Bauchbrummen wird stärker. Und der Hals wird eng und trocken. „Höher!“ , schreit es von unten im Chor. Jede Stufe fällt Hannes jetzt schwer. Endlich steht er ganz oben. Er will den Sprung schnell hinter sich bringen. Aber dazu muss er nach unten schauen. Mann, ist das tief! Das Schwimmbecken wirkt, als wäre es nur so groß wie ein Planschbecken, und Frau Söller ist nur ein kleiner Punkt. Hannes klammert sich an das Geländer. Seine Hände sind feucht, die Knie weich. Sein Kopf scheint zu glühen. „Spring!“ , schallt es herauf. „Springen!!!“ Langsam lässt Hannes das Geländer los. Er tritt an den Rand des Turmes. Dort bleibt er stehen. 35 40 45 50 55 60 65 70 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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