Lasso Lesebuch 4, Schulbuch

In einer anderen Zeit 99 Remus ging auf den Hügel, und Romulus wartete in der Ebene auf ein Zeichen. Wem Jupiter Recht geben würde, der sollte auch König der neuen Stadt werden. Jeder der beiden blickte zum Himmel. Lange Zeit geschah nichts. Als sie die Hoffnung schon aufgeben wollten, erblickte Remus sechs Geier. Er war davon überzeugt, dass Jupiter die Vögel ihm zum Zeichen geschickt hatte. Demnach wäre seine Wahl die richtige gewesen und er der neue König. Als er aber mit seinen Anhängern in die Ebene kam, wies Romu- lus freudig auf zwölf Geier, die über dem Sumpfland kreisten. „Mir hat Jupiter zuerst sechs Geier als Zeichen gesandt! Die Stadt wird auf dem Hügel errichtet, so wie ich es vorgeschlagen habe!“ , rief Remus aufgebracht. „Mag sein, dass Jupiter dir sechs Geier geschickt hat, mir hat er aber zwölf geschickt! Deshalb habe ich das Recht zu entscheiden, wo unsere Stadt gebaut wird!“ , rief Romulus zornig und begann auch gleich damit, die Grenzlinie zu ziehen. Remus wurde wütend und schüttete jede neue Grenzlinie mit Erde zu. Da drohte Romulus, jeden zu töten, der es wagte, die Grenzen seiner Stadt zu überschreiten. „Und du, Remus, bist dabei keine Ausnahme!“ Die Brüder begannen erbittert gegeneinander zu kämpfen. Mitten im Kampf brach Remus tot zusammen. Romulus war tief erschüttert, als er erkannte, dass er seinen Zwillingsbruder im Kampf getötet hatte. Noch am selben Tag ordnete er an, dass Remus feierlich zu Grabe getragen werden sollte – auf demselben Hügel, auf dem er die Stadt hatte gründen wollen. 25 30 35 40 45 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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