Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]

223 verstrickte er sich jedoch selbst in unauflösbare Widersprüche. Gleichwohl, die Geltung des Satzes „Cogito ergo sum“ lässt sich retten – allerdings nur unter der Bedingung eines „als ob“: Er gilt unter der Voraussetzung, dass auch unsere Vorstel- lungen von Logik gelten. Ob das so ist, wissen wir nicht mit letzter Sicherheit. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Was genau könnte Descartes damit gemeint haben, dass die Richtigkeit eines Rechen­ ergebnisses nicht einmal davon abhängt, ob man träumt oder wacht? Formulieren Sie Ihre Überlegungen! 2.2 argumente Ob heutige Philosophie noch einen Weg zu wahrer Erkenntnis sucht, mag an dieser Stelle offen bleiben. Wichtig ist allerdings, dass Logik und Argumentation bis heute ganz zentrale Bedeutung für die Methodik und Methodologie des Philosophierens haben. Ganz wie bei wissenschaftlichem Arbeiten ist es auch in der Philosophie von großer Bedeutung, dass andere Menschen nachvollziehen können, was der/die Philosoph/in sagt. Andernfalls lägen bloße Behauptungen vor, die beliebig und willkürlich sein könnten. Um etwas nachvollziehbar zu machen, ist es erforderlich zu argumentieren. Damit ist eine bestimmte Weise des Sprechens gemeint, bei der versucht wird, Aussagen mittels anderer Aussagen und unter Bezug auf bestimmte vorausgesetzte Annahmen zu begründen. Um begründbar zu sein, müssen Aussagen bestimmte Voraussetzungen erfüllen. In jedem Fall darf man von ihnen erwarten, dass sie in sich schlüssig, zusammenhän- gend (kohärent) und widerspruchsfrei (konsistent) sind. Widerspruchsfrei sind sie dann, wenn nicht aus einer Aussage deren genaues Gegenteil abgeleitet wird. Es wäre beispielsweise widersprüchlich zu sagen, ein bestimmtes Haus sei einstöckig, und im nächsten Satz zu behaupten, Frau/Herr X wohne im zweiten Stock. Der Widerspruch kann auf Unkenntnis elementarer logischer Regeln gründen, aber auch auf einer Unkenntnis der Bedeutung des Wortes einstöckig . Wie wissenschaftliche sollten auch philosophische Aussagen zu einem bestimmten Thema in einem erkenn- baren Zusammenhang stehen. Wenn das Thema einer Abhandlung beispielsweise Gerechtigkeit lautet, wäre der Zusammenhang aufgegeben, sobald der/die Autor/in anfinge, eine Abhandlung über die Fauna von Gebirgswäldern einzuflechten, etwa, weil er/sie diese auf seinem Computer gespeichert hat und Seiten füllen will, wäh- rend ihm/ihr zu seinem Thema nicht viel einfällt. Indirekt sehen wir auch, dass Argumentationen schlüssig und damit geeignet sein sollten, bestimmte Überlegungen aus anderen herzuleiten. Diesem Thema wenden wir uns gleich im nächsten Abschnitt zu. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Suchen Sie in Zeitungen oder Zeitschriften Beispiele für widersprüchliche Aussagen, beispielsweise in Interviews! Notieren Sie Ihre Ergebnisse und diskutieren Sie gemein­ sam darüber! 2 GrundlaGen Widerspruch im logischen Sinn das Vorliegen mehrerer Aussagen, die einander wechselseitig ausschlie­ ßen, z. B. die Beschrei­ bung einer geometrischen Figur als „eckiger Kreis“ oder der Satz „Ich lüge immer“ 1 r Eine kurze Einführung Eine kurze Einführung 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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