Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]

227 Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Fassen Sie den Textauszug von Descartes mit eigenen Worten zusammen! Vergleichen Sie das Ergebnis mit dem Ihrer/Ihres Sitznachbarin/Sitznachbarn und überlegen Sie, welche Darstellung über höhere Klarheit verfügt! 2.4 Logische Verfahren und Schlussfolgerungen Logische Verfahren haben mit Urteilsbildung und Schlussfolgerungen zu tun. Sie nehmen dabei generell auf Begriffe Bezug, und zwar auf Begriffe, denen jeweils unterschiedliche Wertigkeit zugeschrieben wird. Besonders augenscheinlich wird dies im Rahmen klassischer Logik , etwa bei einem noch heute in der wissenschaftlichen wie philosophischen Praxis häufig angewandten Schlussverfahren, das als Syllogistik bezeichnet wird. Eine Annahme wird dabei zur Grundlage gemacht, zum Beispiel: „Alle Menschen sind sterblich.“ Diese Annahme (Hypothese) wird zur ersten Prämisse (Obersatz) eines Syllogismus genannten Schlussverfahrens. Als Prämisse bezeichnet man in der Logik eine Aussage, aus der ein Schluss gezogen wird. Um einen solchen Schluss zu ziehen, braucht man wenigstens eine zweite Prämisse , die zur ersten in Beziehung gesetzt werden kann (Untersatz). In unserem Fall könnte sie lauten: „Frau/Herr X ist ein Mensch.“ Die Beziehung zwischen den beiden Prämissen sieht so aus, dass vom Allgemeinen auf das Besondere geschlossen und gesagt wird: „Frau/Herr X ist sterblich“ (Schlussfolgerung, Conclusio oder Konklusion ). Dieses Schließen von Allgemeinem auf Besonderes nennt man Deduktion . Voraussetzung dafür ist, dass in der besonderen wie in der allgemeinen Aussage ein gemeinsamer Begriff vorhanden ist. Sie werden vielleicht fragen, woher wir wissen, dass die Hypothese zutrifft. Wir wissen es nicht. Sie entspricht unserer Erfahrung, kann aber im Grunde nicht verifiziert werden. Wir müssten sonst beweisen, dass jeder einzelne Mensch, der jemals gelebt hat und aktuell lebt, auch gestorben ist oder noch sterben wird – eine faktisch unlösbare Aufgabe. Da die Hypothese aber bislang auch nicht widerlegt (falsifiziert) wurde, gehen wir von ihrer Gültigkeit aus. Induktive Verfahren arbeiten genau umgekehrt: Sie sammeln viele Detailinformatio- nen und stellen von ihnen Schlüsse auf eine allgemeine Aussage an. So könnte man sagen: Die Erfahrung lehrt, dass alle Menschen irgendwann einmal sterben. Dies gilt für alle historisch bekannten Personen. Es lässt sich also sagen, dass sie sterblich waren. Daraus schließe ich, dass auch Frau/Herr X, die/der ein Mensch ist, irgendwann einmal sterben wird, also sterblich ist. Das verwendete Schlussverfahren kann beispielsweise ein direkter Schluss (Schluss von einer Grundgesamtheit auf eine Stichprobe) oder ein Analogieschluss (Schluss aufgrund von Ähnlichkeiten) sein. Anders als die Deduktion kommt die Induktion also ohne ein präzise anmutendes logisches Schema zustande. Sie gründet auf Annahmen und Schätzungen, vor allem auf empirischen Daten. Daraus, dass etwas häufig vorkommt, folgt aber nicht zwingend, dass es immer der Fall ist. Deshalb empfiehlt es sich in solchen Fällen generell, zu sagen, dies und jenes 2 t GrundlaGen Hypothese von gr. hypóthesis , „Grundsatz, Grundgedan­ ke, Voraussetzung“ úú Kapitel 6.2.6 Empirie von gr. émpeiros , „erfahren“; Erkenntnisge­ winn auf der Grundlage von Erfahrungswerten Eine kurze Einführung Eine kurze Einführung 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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