Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]

234 Ungefähr seit die Philosophie zu einem Beruf geworden ist, gilt in ihr der profes- sionelle philosophische Aufsatz als die kanonische literarische Form. Unsere Tätig- keit als Philosophen besteht darin, solche Aufsätze zu lesen und zu schreiben, unseren Studenten beizubringen, wie man sie liest und schreibt, andere dazu ein- zuladen, uns einen Aufsatz vorzutragen, zu dem wir ihnen Fragen stellen – die in Wirklichkeit redaktionelle Ratschläge sind […]. Arthur C. Danto: Die philosophische Entmündigung der Kunst (1993), S. 168. Arthur C. Danto ist ein prominenter Vertreter der analytischen bzw. postanalytischen Philosophie US-amerikanischer Prägung. Die zitierte Passage ist leicht polemisch formuliert und historisch nicht ganz korrekt, doch sie hebt die Bedeutung einer bestimmten Textgattung für das Selbstverständnis vieler (Berufs-)Philosophinnen/ Philosophen hervor. Auch wenn im kontinentaleuropäischen Bereich nach wie vor eher Bücher als Aufsätze in Zeitschriften eine Rolle spielen, wird ein essayistischer Zugang heute bevorzugt. Philosophie kann auch in belletristischer Form stattfinden. Worauf das kurze Zitat von Danto oben hinweist ist allerdings, dass Philosophie als akademische Disziplin großteils in einem institutionellen Rahmen stattfindet, innerhalb dessen auf Veröf- fentlichungen reagiert wird. Insofern ist jedes philosophische Buch nach wie vor eine Einladung zur Diskussion, die nicht selten auch angenommen wird. Manchmal wird diese Einladung auch nur unterstellt, und der/die Autor/in ist gar nicht glücklich darüber, dass er/sie eine Rückmeldung bekommt. Oft werden diese Rückmeldungen auch veröffentlicht, und so entsteht ein zumindest virtuelles Gespräch. Bei Romanen oder Erzählungen, in denen philosophische Fragen aufgegriffen werden, ist eine solche Einbindung in übliche philosophische Publikationsformen schwieriger, aber keinesfalls unmöglich. So haben die Romane des Philosophieprofessors Lars Gustafs- son genauso Eingang in philosophische Diskussionsforen gefunden wie jene des Semiotikprofessors Umberto Eco. Ähnliches gilt für den für ein junges Publikum als Einführung in die Philosophie gedachten Roman „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Informieren Sie sich über die philosophischen Romane von Lars Gustafsson, Umberto Eco und Jostein Gaarder! Wählen Sie einen aus und verfassen Sie einen Text, mit dem Sie ihn vorstellen! ausFüHrunG úú Kapitel 6.3 und Kapitel 8.4.6 VerTieFunG Arthur Coleman Danto (geb. 1924) O  Literaturempfehlung: Jostein Gaarder: Sofies Welt (1993). Nora K./Vittorio Hösle: Das Café der toten Philosophen (2001). 3 r Nur zu Pr fzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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