Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]
251 Wirklichkeit und ihre Erkenntnis 7 Wirklichkeit und ihre Erkenntnis Dass es mit der Wirklichkeit keine einfache Sache ist, haben wir bereits in Kapitel 2 gesehen. Wir werden uns dem Problem nun aus philosophischer Perspektive noch einmal nähern. Zur herkömmlichen Idee einer Wirklichkeit gehört auch die Vorstellung, dass sie von Menschen erkannt und in Worten beschrieben werden kann. Das sind gleich sehr anspruchsvolle Thesen. Anspruchsvoll deshalb, weil sie eine Reihe von weiteren Annahmen voraussetzen, die aber keineswegs außerhalb jedes begründeten Zweifels stehen. Auch folgen Erkennen und Beschrei- ben-Können nicht zwingend oder unmittelbar auseinander. Umgekehrt fragt sich, ob von Erkennt- nis die Rede sein kann, wenn sie nicht sprachlich ausgedrückt zu werden vermag. Zudem: Gibt es nun eine Wirklichkeit oder nicht doch eher mehrere? Kenntnisse über die Wirklichkeit(en) zu haben, bezeichnen wir als Wissen. Dieses Wissen sollte sprachlich ausgedrückt werden können, sonst ist es kaum greifbar, und diskutieren ließe sich gar nicht darüber. Wie so oft haben philosophische Fragen also mit Sprache zu tun. Das gilt auch für die gesamte Diskussion um Wahrheit, denn zutreffende Sätze über die Wirklichkeit werden traditionell als wahr bezeichnet. Aber wie können solche Sätze aussehen? Was beschrei- ben sie und wie verhalten sie sich zur Wirklichkeit oder zu den Wirklichkeiten? Zurück also zu Kants erster Frage: Was kann ich wissen? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=