Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]

309 Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Analysieren Sie die Einwände Gaunilos und Kants gegen Anselms Argumentation! Halten Sie die wesentlichen Punkte schriftlich fest und stellen Sie sie den zentralen Ausführungen Anselms gegenüber! Erörtern sie die wichtigsten Unterschiede zwischen Tempiers Auffassung von Wissen­ schaft und heute vorherrschenden Vorstellungen davon! Schreiben Sie dazu einen Essay. Ziehen Sie dabei auch Ihre eigene Erfahrung mit Wissenschaft heran! 2.5 der Gott der Philosophen Der Gott der Philosophen sei, so formulierte es Blaise Pascal, nicht der Gott Abrahams, Isaak und Jakobs , also nicht der Gott der Bibel oder der Gott religiöser Menschen überhaupt. Der Gott, der in philosophischen Schriften vorkommt, ist meist ein Prinzip, ein gestaltloses Absolutes, das helfen kann, Gedankengebäude zu errichten oder einen moralischen bzw. ethischen Anspruch zu formulieren. In diesem Sinn versucht Descartes, die Existenz Gottes zu beweisen – nicht um irgendeine Form von Glauben zu stabilisieren, sondern um Sicherheit für das von ihm gesuchte unbezweifelbare Fundament zu finden. Wenn es ein Wesen gäbe, über das hinaus nichts Größeres und Besseres gedacht werden könnte, also ein absolut positives Prinzip, auf das alles Sein zurückgeführt werden könnte, wären logisch widerspruchsfreie Sätze unbezweifelbar gültig, so meinte er. Für Spinoza waren Gott und die Natur überhaupt eins (deus sive natura) . Eine solche Position nennt man pantheistisch . Gott und seine Schöpfung sind demnach nicht getrennt, sondern das Göttliche wirkt in allem, was es hervorgebracht hat, weiter. Pantheistische Positionen zufolge ist Gott kein transzendentes Wesen, sondern ein der Welt innewohnendes, also immanentes Prinzip. Das Verhältnis zwischen Philosophie und Religion war allerdings schon in der Antike gespannt. So wurde vorgebracht, dass die Vorstellung allmächtiger und allgütiger Götter mit dem Leiden in der Welt nicht in Einklang zu bringen sei. Das eine schließe das andere mehr oder weniger aus. Diese Frage hat die europäische Philosophie auch später immer wieder beschäftigt. Berühmt ist die Rechtfertigung Gottes (Theodizee) angesichts der Leiden in der Welt, die Gottfried Wilhelm Leibniz vorgenommen hat. Das Unternehmen mutet vielleicht recht fromm an, ist es aber nicht. Denn allein schon mit einem solchen Vorhaben verlässt man den Boden religiöser Lehren und Praktiken: Im religiösen Sinn gläubige Menschen würden es als anmaßend empfin- den, eine Verteidigungsrede für ihren Gott zu halten. Ein allmächtiger Schöpfergott hat es ihrer Ansicht nach nicht notwendig, von seinen Geschöpfen verteidigt zu werden. Leibniz hingegen zitiert seinen Gott vor den Gerichtshof der Vernunft, auch wenn er dort ein wortgewaltiges Plädoyer für den Angeklagten hält. Auch Leibniz’ Gott hat wenig mit dem biblischen oder einem theologischen Gott zu tun. Er ist eine Art genialer Mathematiker, heute würden wir vielleicht sagen, ein wohlmeinender Programmierer, der viele verschiedene Programme durchdacht hat, nach denen er die Welt bauen könnte. Eines davon hat er ausgewählt. Es ist nicht optimal, nicht vollkom- men, doch es ist dasjenige, das unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen am besten funktionieren kann. Gott habe, so meint Leibniz, die beste aller möglichen Welten geschaffen. Sie sei mängelbehaftet, es gäbe allerlei Übel. Menschen würden 2 3 r GrundlaGen úú Kapitel 6.2.1 Mensch-Sein 1 Mensch-Sein 1 8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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