Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]
310 einander schreckliche Dinge antun, manche kämen mit schlimmen Behinderungen zur Welt, wieder andere würden Opfer von Naturkatastrophen. Aber alles in allem funktioniere diese Welt wie ein sehr präzises und sehr kompliziertes Uhrwerk. Die Mängel müsse man in Kauf nehmen. Kritiker/innen betrachteten dieses Plädoyer allerdings als zynisch. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Stellen Sie das Theodizeeproblem mit eigenen Worten dar! Ist es in Ihren Augen ein Problem? Begründen Sie Ihre Auffassung! Diskutieren Sie das Konzept der besten aller möglichen Welten. Finden Sie Argumente dafür und dagegen! Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht, oder er kann es und will es nicht, oder er kann es nicht und will es nicht, oder er kann es und will es. Wenn er nun will und nicht kann, so ist er schwach, was auf Gott nicht zutrifft. Wenn er kann und nicht will, dann ist er mißgünstig, was ebenfalls Gott fremd ist. Wenn er nicht will und nicht kann, dann ist er sowohl mißgünstig wie auch schwach und dann auch nicht Gott. Wenn er aber will und kann, was allein sich für Gott ziemt, woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht weg? Epikur: Von der Überwindung der Furcht (1983), S. 136. Epikur skizziert hier ein Problem, er lässt die Lösung offen. Epikurs eigene Positionen gegenüber der Frage nach der Existenz einer oder mehrerer Gottheiten sind ambiva- lent. Er betonte, dass es Götter gebe, dass sie sich aber nicht für die Menschen interessieren würden und sich die Menschen deshalb auch nicht für sie interessieren müssten. Doch so recht legte sich Epikur nicht fest, weshalb auch er dem Asebie-Vor- wurf ausgesetzt wurde. Dem entgegnete er, dass ehrfurchtslos sei, „wer den Vermu- tungen der Masse über die Götter anhängt“. Am 1. November 1755 zerstörte ein Erdbeben, gefolgt von einer Flutwelle und einem Großbrand, den größten Teil der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Diese Zerstö- rung eines europäischen Zentrums erschütterte den Optimismus vieler an Leibniz orientierter Philosophen. So verfasste Voltaire unter dem Eindruck dieses Erdbebens seinen satirischen Roman „Candide ou l’Optimisme“ (1759), in dem er sich über die Thesen aus Leibniz’ Theodizee lustig macht und eine skeptische und deutlich pessi- mistischere Sicht der Dinge abgibt. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Sogenannte Naturkatastrophen brechen immer wieder unerwartet über Menschen herein. Bilden Sie Gruppen und erörtern Sie die Frage, ob sich daraus Schlüsse über Sinn oder Unsinn des menschlichen Daseins ziehen lassen! Falls ja: Folgen aus diesen Schlüssen Konsequenzen? Welche? Stellen Sie Ihre Ergebnisse auf einem Plakat dar und präsentieren Sie es in der Klasse! 1 t 2 t AuSFüHrunG O Literaturempfehlung: Epikur: Brief an Menoikos, zit nach Krautz, 1985, S. 43. VerTieFunG 3 r Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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