Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]
341 Verfassen Sie eine Botschaft an Wesen von fremden Planeten! Stellen Sie ganz kurz die Menschen und unseren Planeten vor! Wie machen Sie sich verständlich? Welche Zeichen oder Bilder benützen Sie? Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse gemeinsam! 1.2 Menschen-Bilder: übertragen Im übertragenen Sinn ist mit dem Begriff Menschenbild eine Vorstellung oder ein Konzept gemeint, wie Menschen ganz allgemein sind oder doch immerhin sein sollen . Solche Menschenbilder existieren in großer Zahl, und naturgemäß stehen viele davon in unauflöslichem Widerspruch zu anderen. Oft gründen diese Konzepte auf allgemein weltanschaulichen oder politisch-ideologischen Annahmen. So ist der Mensch für Karl Marx durch die Arbeit bestimmt, die er verrichtet, für Sigmund Freud durch sein Triebleben gesteuert, für René Descartes als denkendes Wesen gekennzeichnet; für liberale Theoretiker charakterisiert ihn sein Freiheitsstreben, für andere ist er ein ausgeprägtes Gemeinschaftswesen. Für Religiöse strebt der Mensch nach Gott, er habe sogar, so ist immer wieder zu lesen, angeborene religiöse Empfindungen, für Rationalisten strebt er nach Erkenntnis, für biologische Deterministinnen/Determinis- ten hingegen nach gar nichts, weil alles, was der Mensch überhaupt wollen kann, schon in seinen genetischen Anlagen vorgegeben sei, wie ein Programm, das ohne- dies von alleine ablaufe. Für manche ist der Mensch gut , für andere soll er es werden, für wieder andere ist er böse . Für Sexistinnen/Sexisten und Traditionalistinnen/ Traditionalisten streben männliche Menschen nach aktivem Tun, beruflichem Erfolg und Macht, während weibliche Menschen passiv seien und ihre Erfüllung im Gebären und Aufziehen von Kindern fänden. All diese Konzepte weisen ein gemeinsames Problem auf: Sie stellen zu viele und zu abschließende Aussagen darüber auf, was oder wie der Mensch sei . Weder interessiert es sie, in welchen Umfeldern Menschen aufwachsen, noch was Menschen als Indivi- duen oder Angehörige bestimmter Gruppen voneinander unterscheidet. Gerade darin findet jedoch die ganze Vielfalt menschlicher Existenz Ausdruck. Vielleicht wäre es besser zu fragen, was Menschen alles sein können, anstatt zu fragen, was sie sind . Die Frage nach dem Menschenmöglichen wäre vermutlich eine angemessenere Frage für eine philosophische Anthropologie als die Suche nach feststehenden Definitionskrite- rien des Menschentypischen. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Typisch menschlich – was ist das? Notieren Sie Ihre spontanen Gedanken dazu, bilden Sie Gruppen und diskutieren Sie darüber! Denn es ist das besondere, das einzigartige und konkrete Individuum, das sich mit rationalen Methoden nicht erfassen lässt […]. Es ist die Einzigartigkeit unserer Erfahrung, die […] unser Leben lebenswert macht, die einzigartige Erfahrung einer Landschaft, eines Sonnenuntergangs, des Ausdrucks eines menschlichen Gesichts. Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde II (8. Aufl. 2002), S. 287. 3 r GrundlaGEn 1 r AuSfüHrunG Mensch-Sein 2 Mensch-Sein 2 9 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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