Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]
345 2 Geschlechtliche Wesen? Das Einfachste, was man über Menschen sagen könne, sei doch, dass sie entweder Frauen oder Männer sind. Was Frauen und was Männer sind, sei im Übrigen hinlänglich bekannt. Davon könne man doch jedenfalls ausgehen, meinen viele. Man kann es nicht. 2.1 Mensch, Frau oder Mann? Früh im Leben, im Grunde vom ersten Moment der Existenz an, vielleicht sogar schon in einem pränatalen Zustand, werden menschliche Wesen mit Vorstellungen davon konfrontiert, was männlich und was weiblich sei – und dass sie selber eines von beiden seien. Eines von beiden, nichts sonst. Die Zugehörigkeit wird biologisch festgestellt, die daraus folgenden Konsequenzen entstehen aus sozialen Normen. Nun gibt es aber Menschen, bei denen eine solche Zuordnung schon auf biologischer Ebene schwer bis gar nicht möglich ist. Ihnen oder ihren Eltern wird dann meist empfohlen, das (biologische) Geschlecht (sex) chirurgisch und medikamentös eindeu- tig zu machen, oder mit anderen Worten, es herzustellen. Denn es besteht eine weitreichende Überzeugung, dass jeder Mensch ein bestimmtes Geschlecht haben müsse, wobei nur zwei Varianten in Betracht kommen. Diese Vorstellung wird von einem großen Teil der menschlichen Erdbevölkerung geteilt, obwohl sie weder zwingend noch selbstverständlich ist. Sie wird weithin als natürlich oder gottgegeben angesehen, je nach Weltanschauung. Dabei gibt es, wie erwähnt, Menschen, bei denen eine solche Zuordnung nur mit Gewalt (operativ und chemisch) hergestellt GrundlaGEn úú Kapitel 4.2 Demonstration am 26. März 2012 in Berlin gegen die Zwangseinweisung eines elfjährigen Kindes, das entgegen seinem Geburtsgeschlecht als Mädchen leben will. Nur zu Prüfzwecke – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=