Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Philosophie Teil]

381 elementare Wünsche und Interessen, eben Präferenzen gebe. So sei etwa jeder Mensch am Erhalt seines eigenen Lebens interessiert. Präferenzen dieser Art komme besonders hohes Gewicht zu, auch als Richtwert für das Handeln der jeweils anderen. Werde eine Präferenz verletzt, müsse die betroffene Person zumindest eine Art Ausgleich erlangen. Ein solcher Ausgleich ist aber nicht mehr möglich, wenn eine Person getötet wird. Person-Sein spricht Singer im Übrigen allen Lebewesen zu, die über Bewusstsein verfügen, also nicht nur Menschen, sondern zumindest auch den Angehörigen einiger Primatenspezies. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Vergleichen Sie die geschilderten Auffassungen Mills und Epikurs zur Lust und geben Sie im Blick auf beide Autoren eine Definition des Begriffs! Verfassen Sie einen kurzen Aufsatz zum Utilitarismus! Was spricht aus Ihrer Sicht für, was gegen ihn bzw. einzelne seiner Spielarten? 1.4 Moral Auch moralische Systeme beschäftigen sich mit menschlichem Handeln. Sie versu- chen allerdings ein als richtig eingestuftes Handeln über Ge- und Verbote zu errei- chen. Dieses Verfahren wird insbesondere in religiösen Zusammenhängen praktiziert. Als Grundlage von Ge- und Verboten fungiert dort in aller Regel die Berufung auf einen göttlichen Willen. Dies ist in philosophischen Morallehren nicht zulässig. Hier muss die Grundlage durch rationale Überlegungen gebildet werden. Das vielleicht berühmteste Beispiel einer philosophischen Morallehre ist Immanuel Kants kategori- scher Imperativ . Kant zufolge musste es eine einzige Norm moralischen Handelns geben, ein immer und überall ohne Bedingungen gültiges sittliches Gebot, eben den besagten kategori- schen Imperativ. Kant formulierte ihn in unterschiedlichen Formen. Kant fragt zunächst nach den Zwecken moralischen Handelns und kommt zu dem Schluss, dass der Mensch als vernünftiges Wesen Selbstzweck sei. Insofern ist nach Kant (je)der Mensch aufgefordert, stets zu fragen, wie sein Handeln aussehen müsste, wenn es die „Menschheit“ als Zweck setzt. Menschen müssten immer als Zweck, niemals als reines Mittel zur Erreichung eines Zweckes gesehen werden. Menschliches Handeln solle sich daher an Grundsätzen orientieren, die zugleich ein allgemeines Gesetz für das Handeln aller anderen sein könnten. Nach diesem Modell wäre es also nicht moralisch vertretbar, wenn ein Unternehmen Mitarbeiter/innen kündigt, nur um den Profit zu steigern. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Stellen Sie Kants Begründung für den kategorischen Imperativ mit Ihren eigenen Worten dar! Diskutieren Sie mit Ihrer/Ihrem Sitznachbarin/Sitznachbarn die Frage, wem der Status eines Selbstzwecks zugebilligt werden könnte! Begründen Sie Ihre Meinung! Präferenz von lat. praeferre , „vorziehen“; Vorliebe, Vergünstigung Peter Singer (geb. 1946) 2 3 t úú Zu Singers Personbegriff Kapitel 10.4.1. grundlagen Moral von lat. mos , „Sitte, Brauch, Gewohnheit“; Bezeichnung für sittliche Grundsätze, die auf Tradition oder Religion beruhen kategorischer Imperativ von lat. categoricus , „bestimmt, nachdrücklich, keinen Widerspruch duldend“, und imperare , „befehlen“ 1 2 r Ethische Grundpositionen Ethische Grundpositionen 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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