Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]

113 Kranke/n zu dieser Behandlungsmaßnahme zu überreden. Dass muss nicht bedeuten, dass ihnen Informationen vorenthalten werden, allerdings hängt viel von der Gewich- tung und Einschätzung dieser Informationen durch die/den Ärztin/Arzt im Gespräch ab – und vom Vertrauen, das der/die Patient/in ihr/ihm entgegenbringt. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Vergleichen Sie die unterschiedlichen Formen von Compliance! Arbeiten Sie heraus, wann diese auch für die/den Beeinflusste/n von Vorteil sein kann – und warum! Geben Sie dafür weitere Beispiele! Beurteilen Sie Ihre eigene Compliance in unterschiedlichen Lebenslagen! Wann haben Sie das Gefühl, sie würden im Grunde zu etwas überredet, das Sie so gar nicht wollen? 3.4 Manipulation und Fehlinformation Gezielte Manipulation von Menschen kann auch über den gezielten Einsatz unrichti- ger Informationen erfolgen. So könnte es vorkommen, dass ein Produzent von Lebensmitteln behauptet, nur Eier zu verkaufen, die von freilebenden Hühnern gelegt worden seien, während die Hühner tatsächlich in Legebatterien gehalten werden. Manche Politiker/innen behaupten, Einwanderer/innen würden den Einwohner/innen eines Landes Arbeitsplätze „wegnehmen“. Sie erwähnen dabei nicht, dass die Arbeits- plätze, um die es geht, gar nicht vergeben werden können, weil es in dem betreffen- den Land keine dafür qualifizierten Bewerber/innen gibt. Sowohl die Werbesprache als auch die politische Rhetorik haben damit eine lange Erfahrung. Im Zusammen- hang mit politischer Propaganda spricht man auch von Demagogie . Demagoginnen/Demagogen arbeiten gerne auch mit Vorurteilen; dies ist einfach und funktioniert fast immer. Auch Vorurteile sind Meinungen oder Einstellungen, die ausgeprägte, häufig negative Haltungen gegen ein Zielobjekt zum Gegenstand haben. Vielen Menschen helfen sie, um sich in einer komplexen Welt leichter zurechtzufin- den. In der Regel sind Vorurteile angelernte Meinungen. Sie werden innerhalb von Gruppen geteilt und haben oft auch identitätsstiftende Funktion, indem sie ein Wir gegen die anderen stark machen. Die Festlegung beider Gruppierungen ist mehr oder minder willkürlich, wird aber häufig über Generationen hinweg weitergegeben. Vorurteile lassen sich durch kritische Reflexion auflösen sowie dadurch, dass man Menschen, gegen die man ein Vorurteil hegt, persönlich kennenlernt. Meist stellt man fest, dass sie gar nicht so sind , wie man es sich vorgestellt hat. Spätestens dann sollte man sich doch fragen, warum man eigentlich zu der nun fragwürdig gewordenen Auffassung gelangt ist. Persönliche Bekanntschaft erschüttert Vorurteile oft nicht nur auf rationaler, sondern auch auf emotionaler Ebene, also dort, wo die Vorurteile zuvor besonders nachhaltig gewirkt haben. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Bilden Sie Gruppen und überlegen, welche psychologischen Kompetenzen wichtig sein könnten, um eine/ein erfolgreiche/r Demagogin/Demagoge zu werden? Stellen Sie Ihre Überlegungen in Form eines Plakats zusammen! 2 3 r GrundlaGen demagogie Volksverführung, von gr. dēmos , „Volk“, und ágein , „führen“ úú Kapitel 6.3.2 úú Kapitel 3.1.4 1 Soziale Phänomene Soziale Phänomene 3 Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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