Psychologie und Philosophie, Schulbuch [Psychologie Teil]
150 Gegenüber schematischen Verfahren wie dem MMPI hat der Rorschach-Test zweifel- los den Vorteil größerer Offenheit. Er weist nicht aufgrund zuvor als richtig bzw. wünschenswert oder falsch definierter Antworten Punkte zu, sondern versucht die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen auszuleuchten. Allerdings ist der Rorschach- Test möglicherweise zu offen, was die Spielräume der auswertenden Person betrifft. Die Tintenklecksbilder weisen an sich keine Bedeutung auf, Bedeutung erlangen sie erst durch die Interpretationen der Testperson. Nun ließe sich mit guten Gründen sagen, das sei doch fast immer im Leben so. Allerdings hat auch der/die Tester/in bestimmte Vorstellung davon, was die Bilder darstellen könnten. Hier besteht also die Möglichkeit bewusster oder unbewusster Beeinflussung der Testperson. Problemati- scher ist, dass es vermutlich auch eine gewisse Anfälligkeit dafür gibt, aus abwegig erscheinenden Bilddeutungen ungünstige Schlussfolgerungen bei der Gesamtauswer- tung zu ziehen. Diese Möglichkeit wird dadurch begünstigt, dass die Kriterien der Auswertung nicht klar sind. Kulturell bedingte Präferenzen der Testpersonen werden zudem nicht ausreichend berücksichtigt. Beim Vergleich von Testpersonen aus Europa und Südamerika hat sich allerdings ergeben, dass die Deutungsergebnisse im Grup- pendurchschnitt ähnlich waren. Zugleich wich die europäische Durchschnittsinterpre- tation allerdings erheblich von der südamerikanischen ab. Anregungen zum selbstständigen Weiterarbeiten Beantworten Sie für sich selbst die Frage „Was könnte das sein?“ in Hinblick auf die abgebildeten RorschachTafeln! Finden Sie jeweils zumindest zwei verschiedene Deutungsvarianten! VerTieFunG 2 r Die zehn Tafeln des RorschachTests Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv
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